Neu ist das Konzept nicht – aber Ludovic Navarre alias St. Germain nutzt es zu einem musikalischen Comeback nach 15 Jahren Szene-Abwesenheit. Und er hat dabei Ruhe bewahrt.
St.Germain feierte vor zwanzig Jahren in der Jazz- und Electronica-Welt grosse Erfolge. Sein letztes Album – Touristes (2000) – galt lange als Gradmesser für die Soundlandschaften zwischen Lounge, Jazz, unaufdringlicher Elektronik, und eben jenem typischen Quentchen französischen Charmes. Er hatte sich nach diversen Welttourneen aus der Szene zurückgezogen, auch mal die Musik ganz ruhen lassen. In den letzten Jahren vertiefte er sich in die Musik Westafrikas.
Für St.Germain waren Melodien und Rhythmen der Länder zwischen Senegal und der Elfenbeinküste schon immer Inspirationsfundus gewesen. Er habe aber weder die Ruhe noch die Reife gehabt, sich mit dieser Musik enger anzufreunden. Jetzt nahme er sich Zeit, studierte die Musik und freundete sich mit Musikern aus der grossen Pariser Diaspora-Familie Malis an. Aus verschiedenen Ngoni-Aufnahmen (u.a. Adama Coulibaly, Gouimba Kouyate), Korasprengseln, Stimmaufnahmen (u.a. Nahawa Doumbia, Zoumana Tereta) und seinem relaxten Ansatz für die Studiotechnik entstand seine persönliche Version von Weltmusik.
Das Rezept nutzten schon andere: Moby braute sein Projekt «Play» mit Aufnahmen der alten Blueser aus dem Schatz von Alan Lomax; seit drei Jahren versucht die UK-Kenya Connection «Owiny Sigoma Band» ein interkulturelles Gleichgewicht zu finden. Auch Realworld-Kollege Skip McDonald alias Little Axe nutzt diese Technik. Was ist typisch St.Germain? Bitte cool und ruhig bleiben, keine Hektik, kein Tanz!
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