Der letzte Konzertabend der Babel Med 2013 Ausgabe fiel beinahe ins Wasser: Marseille hatte vergessen den Frühling zu bestellen und so nieselte und tröpfelte es immer mal wieder. Für ein Festival, das für Fisch & Chips à la Marseilleaise und einigen Bars unter freiem Himmel auf einigermassen Wetter angewiesen ist, war es eine kühle Enttäuschung. Auch das Programm war etwas durchzogen und mochte nicht mehr an die beiden vorangehenden Abende anschliessen.
Ein Schwergewicht nicht nur des Maloya, Tiloun von La Réunion, eröffnete den Abend mit einem Konzert das musikalisch wunderbar war. Nur wenn das Publikum leicht fröstelt will die Stimmung nicht aufkommen. Cie Rassegna zählte auf die vielen Bekannten aus der Region. Dem Konzert haftete, vielleicht gerade wegen seiner grossen Stilvielfalt, etwas Akademisches an.
Randvolles Cabaret für Elina Duni und ihr Quartett. Die Albanerin brachte nicht nur das Programm ihrer aktuellen CD auf die Bühne, sondern zupfte aus ihrem reichhaltigen Balkan-Liederbuch auch etwas zügigeren Nummern, sehr zur Freude des aufmerksamen Publikums. Derweilen versuchte Rosapaeda mit italienischem Charme und Lebensfreude gegen die meteorologische Kälte anzusingen. Der Soundmixer versuchte es ebenfalls – mit voller Lautstärke. Er schlug das Publikum fast tot.
Victor O versuchte seine Revolution Karibeana den Leuten zu vermitteln. Das hätte wohl auch geklappt, wenn der Meister nicht in der ersten Konzerthälfte vor allem zeigen wollte, dass er auch ein kleiner Lenny Kravitz ist. Chance verpasst. Dann bin ich mir nicht sicher, wie viele neue Fälle von Tinitus heute in Marseille behandelt werden mussten: Kheper Watt! auf jeden Fall liessen die Subbässe dermassen donnern, dass bereits in 100 Meter Abstand vom Konzertzelt meine Hosenbeine zu flattern begannen….. Musik, oder verständlicher Rap? Unter solchen Bedingungen leider gar nicht.
Eine freche, durchgeknallte Mischung aus Reggae, Balkan, Rummelplatz und etwas tuntiger Comedy verbreiteten Wanlov & The Afro-Gypsy Band. Schrill, klamaukig aber auch schnell ermüdend, obwohl da durchaus Inhalt geboten wurde. Zitat: „Wenn’s den Somaliern schlecht geht, bin ich Somalier, wenn’s den Maliern schlecht geht, bin ich Malier…… “
Zum Abschluss gab’s noch die von Trommeln getragenen Call-Response Gesänge aus Guadeloupe mit Kan’nida. Routiniert und trotzdem engagiert war es ein versöhnliches Prgramm-Ende – zumindest für all jene, die nicht noch in den sich gegenseitig bekämpfenden DJ-Attacken im Foyer der Docks Des Suds ein letztes Bier genossen.
Hier sind die Konzertberichte vom ersten und vom zweiten Konzertabend der diesjährigen Babel Med Ausgabe.