7. Transmundial Festival – Durchzogene Bilanz

Vier Konzerte aus vier ganz unterschiedlichen Stilrichtungen – das 7. Transmundial Festival in Zürich hatte Schwierigkeiten, sein Publikum zu finden und zu halten.

Jazz und Tango am ersten Abend, Pizzica und Rock-Chanson am zweiten Abend: Die Bandbreite des 7. Transmundial Festivals in Zürich übte sich in stilistischen Gegensätzen und überforderte damit vielleicht das Publikum. Denn dieses strömte nicht, sondern tröpfelte nur zögerlich in den Schiffbau in Zürich.

Jazz und Tango

Der erste Abend war in sich stilistisch etwas geschlossener. Vielleicht fühlte sich der eine oder die andere KonzertbesucherIn etwas gar herausgefordert, weil der Einstieg in den Weltmusik-Abend über eine Jazz- und Soul-Treppe führte. Daymé Arocena aus Kuba, gesegnet mit einer Powerstimme sondergleichen, eröffnete den Abend. Die junge Sängerin ist selber noch auf der Suche nach ihrer persönlichen Balance zwischen Jazz und Soul, zwischen Power und Dynamik. Das Publikum freute sich über die Unbekümmertheit und die wirklich hervorragenden Stimme – begleitet von einem Trio der Meisterklasse. Es konnte der Sängerin jedoch nicht immer durch alle stilistischen Wechsel folgen.

Melingo, der graue Charismatiker des Tango, brachte im Moods sein neustes Werk «Anda» auf die Bühne. Ergänzt durch einige Nummern aus früheren Produktionen. Für einmal standen die Songs im Mittelpunkt und weniger die dramatische Umsetzung. Natürlich war immer Theatralik in der Interpretation, aber der Sänger verzichtete auf die darstellerische Rahmenhandlung, liess die Songs für sich sprechen. Unterstützt wurde er von einem sehr zudienenden Orchester, angeführt von Gitarrist und Mitproduzent Guerra. Ein solides und handwerklich sauberes Konzert, leider ohne wirklichen Höhepunkte.

Roots und Rock

Die Canzoniere Grecanico Salentino sind eine Truppe, welche die Taranta und die Pizzica des tiefen italienischen Südens nun schon in zweiter Generation in die Welt hinaus trägt. Angetrieben vom Power der Tamburine, begleitet von Bouzouki, Dudelsack, Akkordeon und Geige, entfalten die gerne polyphon gesetzten Melodien einen tranceartigen Sog. Das anwesende Publikum kam den auch um zu tanzen – und man ist etwas seufzend versucht zu sagen, sie konnten es auch. Es hatte genügend Platz vor der Bühne im Moods, um sich zu bewegen.

Moussu T und die Jovents hatten es hart. Das Publikum verliess grösstenteils das Lokal nach den Canzoniere, und die Troubadoure aus Südfrankreich standen nur einem kleinen, aber tanzwilligen Publikum gegenüber. Moussu T und seine Mannen waren fünf CDs lang bekannt für neue Volkslieder in mehrheitlich akustischem Kleid, und mit Vorliebe gesungen im okzitanischen Patois. Mit der aktuellen Produktion Navega! haben sie ihre Strominstrumente hervorgeholt. Wer die älteren, akustischen Songs nicht kannte fand oft den Weg zur Neuinterpretation mit Rock-Schalldruck nicht.

Die Band weiss um die Schwierigkeit der Gratwanderung. Oder wie Moussu T es im Gespräch sagte: «Früher, in unseren älteren Programmen, meinten die Leute oft: Warum stehen die nicht auf, warum sitzen die auf der Bühne. Jetzt, wo wir den Rock in unsere Chansons gebracht haben, sagen die Leute: Oh, so laut, warum setzen sie sich nicht wieder und nehmen es etwas gemütlicher.» Am Anfang der Tournee mit der neuen Produktion interpretierte die Truppe das jeweilige Lied eine Strophe lang noch im vertrauten Chansonton, bevor sie dann den Rock-Turbo zündeten. Heute spielen sie nur noch die neuen, rockigen Versionen – mit nicht immer erfreulichem Resultat: das Publikum hatte sich im Verlauf des Konzerts noch mehr ausgedünnt.

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