Ablaye Cissoko ist ein phänomenaler Koraspieler, und Cyrille Botto ein ebensolcher Akkordeonist. Warum berührt mich dann diese CD kaum?
Schon die erste Zusammenarbeit hatte mich nicht wirklich überzeugen können. Auch hier stehe ich vor derselben, paradoxen Situation: Beide spielen hervorragend, die beiden Instrumente sind harmonisch eng verzahnt, Lead- und Begleitaufgaben der beiden Instrumente wechseln sich bruch- und nahtlos ab. Ich finde es auch legitim, wenn ein Komponist mit einem guten Dutzend Veröffentlichungen auf sein eigenes Repertoire zurückgreift, seine Melodien mit neuen Partner neu einspielt.
Nach zehn Songs stellt sich bei mir nur eine ungewohnte Sättigung ein: Es ist alles zu ausbalanciert, zu nett, zu galant. Es könnte aber auch sein, dass ich die Handschrift des Musikers schon zu gut kenne, dass ich wegen der Geläufigkeit eben dieser Handschrift die Melodien, die Geschichten nicht mehr richtig lese. Und damit ist auch schon ein weiteres wichtiges Moment genannt: Im Zeitalter des Downloads fehlt das Booklet, damit die Texte. Daran könnte ich mich vielleicht noch halten.
Oder eine ketzerische Frage: Bietet Duett-Partner Cyrille Brotto zu wenig musikalischen Widerstand, an dem sich die Melodien von Cissoko etwas reiben müssten? Oder ist eine Stunde Wohlklang für mich als Musikjournalisten einfach schon zu viel Hamonie?
Ich habe die Chance, die beiden morgen Donnerstag, 20.3. in Marseille live hören zu können. Vielleicht erschliesst sich mir dann ihr Zusammenspiel auf eine neue Art
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