África Negra gibt es seit rund 50 Jahren – auch wenn die Band nicht immer so heissen durfte. Diese erste Anthologie blickt zurück in die 80er Jahre.
São Tomé & Principe? Wer hat in Geografie aufgepasst? OK, kann passieren, da das kleine Inselreich im Golf von Guinea etwas versteckt liegt im Schatten des afrikanischen Kontinents. Kurz: portugiesische Kolonie, Unabhängigkeit erkämpft in den 70ern, politisch nicht sehr stabil. Kaffee- und Kakao-Plantagen brachten viele Arbeiter aus allen Ländern Afrikas auf die fruchtbaren Vulkaninseln – und mit ihnen auch ganz unterschiedliche Musikkulturen.
Rumba und Soukous aus dem Kongo, die ganze Stilvielfalt der ehemaligen portugiesischen Kolonien Kapverden, Mosambik und Angola, Highlife aus Ghana, Makossa aus Kamerun, der Einfluss der kubanischen Musik – das perfekte Biotop für die Kreolisierung der heimischen Kultur. Das interessierte die Gründer der Truppe herzlich wenig: sie wollten am Feierabend einfach Musik machen, an Strassen- und Quartierfesten gute Laune verbreiten. Das gelang so gut, dass die ehemaligen Kolonialherren den Original-Namen der Band, Conjunto África Negra, verboten. Zu revolutionär!
Die erfolgreichste Zeit für die Band waren die frühen 80er Jahre. Die Band wuchs zeitweise auf bis zu 20 Mitglieder, brach auseinander, weil wichtige Musiker auf die Kapverden auswanderten, formierte sich neu. So auch 2012, als sich einige Gründerväter entschlossen, die Truppe wieder aufleben zu lassen. Áfrika Negra waren schon immer eine Tourband, sie bereisten vorab die portugiesisch sprechenden Länder Afrikas, in der jüngeren Vergangenheit auch Europa.
Treibende Rhythmen, jubelnde Gitarren, charmante Sänger; und noch eine Strophe, und noch eine…: Wer auch nur ein kleines Tanz-Gen in den Beinen hat, wird nicht widerstehen können – für Trance-Tänzerinnen ist diese Sammlung schon fast Pflicht. Patina hin oder her.
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