Die dritte Nacht am Afro-Pfingsten Festival in Winterthur bot hochkarätige Stars, die gut gelaunt ihr Publikum in Schwung hielten. Den Soundmischern wäre aber ab und an etwas Zurückhaltung zu empfehlen.
Daniel Bühler sprach in einer seiner Bühnenansagen wohl von rund 3’500 Besuchern in der Halle. Gefühlsmässig könnten es aber durchaus auch ein paar mehr gewesen sein, die das Spektakel dieser dritten Konzertnacht des Festivals genossen.
Baye Magatte eröffnete auf der kleinen Bühne den dritten Konzertreigen des Festivals. Das Publikum reagierte etwas verhalten auf die Songs. Vielleicht lag es daran, dass die Lieder noch zu stark nach Komposition rochen, und zu wenig nach Natürlichkeit.
Dann hiess es: Auftritt für Toure Kunda. Eigentlich hätten die beiden Brüder Ismaïla und Tidiane Touré mit «Santhiaba» eine CD im Gepäck, welche reich an Abwechslung, Stilvielfalt, Dynamik und Songideen wäre. Aber live scheinen sie die Feinheiten bewusst weglassen zu wollen. Schade, unter der Soundwalze litten vor allem die Songs.
Wohltuend ruhig und gelassen liess es auf der kleinen Bühne Adjiri Odametey angehen. Kora, Gesang, Bass und Perkussion, mehr braucht es nicht. Wohltuend.
Dann kam der Magnet des Abends, Salif Keita, gut gelaunt auf die Bühne. Seine Band war ebenfalls hoch motiviert. Der Meister räumte immer wieder Tänzer und Sängerinnen, aber auch seinen ausgezeichneten Musikern viel Bühnenplatz und Solo-Zeiten ein. Er selber, sonst eher ein ruhiger Bühnenmensch, unterhielt sein Publikum auch mal mit Kapriolen und kleinen Showeinlagen. Leider verzichtete auch er auf die leiseren Töne. So verschob sich die Balance dieses Konzert vom Hörerlebnis zu Gunsten der Hüftbewegungen.
Der Abend war im zeitlichen Ablauf etwas durcheinander geraten, ich versuchte vergeblich, noch zu einem Interview mit Keita zu kommen, und verpasste so das Konzert von Emashie. Deshalb gleich weiter zu Seun Kuti.
Aufgewachsen als Kind in der Band seines Vaters, Egypt 80, übernahm er die Leader-Rolle nach dem Tod von Fela. Seit rund zwei Jahren ist er nun daran, seine Version des Afrobeat in die Welt zu tragen. Das gelang ihm auch in Winterthur bestens. Die Band mit dem kräftigen Gebläse, den beiden quirligen Gitarren, einer geballten Ladung Perkussion unterstützten den Frontmann optimal. Manchmal verbiss sich das Gebläse etwas gar abenteuerlichen Arrangements, aber die Afrobeat-Maschinerie hielt das Tempo hoch und präzise.
Abschliessend noch eine Bemerkung zum Ton. Es ist nicht ganz einfach, eine Industriehalle zu beschallen. Aber generell wurden die Konzerte zu laut gefahren – einige Besucher verliessen die Konzerte, weil sie schlicht mit zu kompakten Dezibel-Wolken zugedeckt wurden. Hier wäre etwas Feingefühl von den Sound-Leuten nicht fehl am Platz.
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