Über Pfingsten wird Winterthur jeweils zum Afrika der Schweiz. Die Themenschwerpunkte der drei Konzerttage haben sich bewährt. Freitag Abend heisst’s Roots & Reggae, am Samstag ist Global Night angesagt und der Sonntag steht ganz im Zeichen von Afrika und seiner Diaspora, wobei der Abend den Ladies gehört.
Mit Inner Circle aus Jamaika und Alpha Blondy von der Elfenbeinküste kommen Reggae-Ikonen in die Sulzerhalle 53. Und mit Culture ist eine Band mit dabei, die gleichfalls Kultstatus hat. Die jüngeren Interpreten sind Julian Marley und drei führende Exponenten der starken, hiesigen Reggaeszene: Elijah, Dodo und Knackebowl.
Die Global Night am Samstag bietet einen Mix von frisch abtanzen bis schwelgen in Balladen. Die meisten Artisten dieses Abends beherrschen beides. Khaled aus Algerien ist nach wie vor die Leuchtgestalt des Raï. Sergent Garcia groovt nach mehrjähriger Szenenabwesenheit mit seinem aktuellen Album «Una Y Otra Vez» voller Salsamuffin-Perlen wieder durch Europa. Mit Papa Wemba meldet sich einer der alten Helden aus dem Kongo zurück auf den europäischen Bühnen. Aus Senegal kommt Thione Seck, eine Samtstimme mit Feuer im Blut, der leider viel zu lange im Schatten von Youssou N’Dour gestanden ist. Und auch dieser Abend erhält einen Groove-Anteil aus der Schweiz: The Faranas zeigen, wie Afrobeat made in Bern abgeht.
Secondas aus dem Norden und eine Diva aus dem Süden
Am Pfingstsonntag steht Afrika auf dem Programm, aber nicht alle KünstlerInnen reisen aus dem Süden an. So etwa der Perkussionist Hossam Ramsy, der einst als Kulturambassador die ägyptischen Rhythmen von Kairo nach Europa brachte. Von Led Zeppelin bis Shakia haben viele Musiker aus der Popwelt auf seine Künste gesetzt, und er machte England zu seiner neuen Heimat. Der Abend bietet viel Pop und aktuellen R&B mit charismatischen Stimmen: Joy Denalane hat wohl einen südafrikanischen Vater, sie selber aber ist heute eine Berlinerin, und singt neuerdings auch in Deutsch. Nneka aus Nigeria ist mittlerweile eine Hamburgerin, blieb aber ihrer Vatersprache Englisch treu. Und auch Diana King aus Jamaika hatte ihren Überfliegerhit «Shy Guy» in den Pop- und nicht den Weltmusik-Charts.
Mali lässt sowohl am Nachmittag wie am Abend grüssen: Am Nachmittag mit Vieux Farka Touré, der seine neuste CD mit im Gepäck hat – auf seine Gastmusiker Dave Matthews oder John Scofield müssen wir wohl verzichten. Am Abend dann empfängt Winterthur eine der ganz grossen Diven Afrikas: Oumou Sangaré. Seit Jahren gehört sie zu den bestimmenden Figuren in Bamako, sowohl als Musikerin wie als Geschäftsfrau. Und auf der Brücke zwischen ihrem musikalischen Erbe aus Guinea und ihrer jetzigen Heimat, dem frankophonen Europa, tanzt und reimt Maciré Sylla.
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