Konnte J.S. Bach tanzen? Zumindest inspirierten seine Cello Suiten Albin Brun und Kristina Brunner zu einigen Tänzchen. Dem Meister hät’ es wohl gefallen!
Deutsche Barock-Melodien und Schweizer Volksmusik finden in einer so noch nie gehörten Verbindung zusammen. Darf man diese Stilgrenze jetzt auch noch überschreiten? Das fragt sich höchstens der Purist. Kommen Handwerk und Respekt zusammen, darf Musik alles. Wenn’s dabei so lebendig herauskommt, wie bei diesen Umsetzungen, dann erst recht. Zu verdanken haben wir das Werk einem Stefan Gutzwiller, einem Musikfreund sowohl der Musik von J.S. Bach wie dem Duo Brun Brunner. Er erfüllte sich damit einen ganz persönlichen Wunsch.
Diesen Wunsch legte Gutzwiller dem Duo Brun / Brunner vor: Wie würde das klingen, wenn die beiden einige Melodien aus den Solo-Cello-Suiten von J.S. Bach (Spotify) in ihre persönliche Klangwelt übertragen würden? Nun macht eine Melodie für ein Instrument (Cello bei Bach) noch kein Duett zweier Musiker mit mehreren Instrumenten (Brun mit Schwyzerörgeli und Saxophonen, Brunner mit Schwyzerörgeli und Cello).
Sampling goes Inspiration goes Handwerk
Die beiden haben’s tatsächlich hingekriegt: Sampling goes Inspiration goes Handwerk ist etwas neudeutsch ausgedrückt der Bauplan dieser Umsetzungen. Wen’s wirklich wunder nimmt kann ja den Vergleich machen, und heraushören, welche Melodie-Teile und/oder Inspirationen die beiden aus den einzelnen Sätzen der sechs Cello-Suiten des Barock-Meisters herausgepickt, und in volksmusikalische Melodien verwandelt haben.
Wer nicht wissenschaftlich vorgehen will kann ganz entspannt in neuen Volksmusik-Arrangements die Harmonie- und Klangverwandtschaft zum Altmeister entdecken, und geniessen. Erfrischend, wie Experimentierfreude, kompositorisches Können, Humor, Verständnis über Jahrhunderte hinweg, Offenheit und ein grosser Klangschatz im Umgang mit den eigenen Instrumenten hier ein Zwie-Gespräch führen.
Ja, dem Meister hät’ es sicher gefallen, da bin ich überzeugt. Und gelacht hätte er, wenn er gehört hätte, wie sich seine Sarabande aus der ersten Sonate zuerst in einen herbstlichen Vogelzug, und anschliessend in eine rumänische Doina verwandelt. Oder die Gavotte aus der dritten Suite, die im Original wie wie ein Blatt im Herbstwind klingt, zu einem munter plätschernden Bächlein wird, auf dem die Sonnenstrahlen tanzen.
Diese musikalischen und musikantischen Umwandlungen werden nicht sehr oft live zu hören sein – die beiden sind in so vielen gemeinsamen und unterschiedlichen Projekten unterwegs! (siehe auch gleich Beitrag nebenan: Stubete am See 2024) – dass man sich die CD-Taufe am 17. und 18. September 2024 im Kleintheater Luzern nicht entgehen lassen sollte!
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Mehr Infos zu Albin Brun & Kristina Brunner gibt’s hier in einem Podcast, und hier ihren bisherigen Aufnahmen «Midnang» und «Innerland».
Die CD kann bei Albin Brun direkt bestellt werden.
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