Alé Kumá – Cantaoras

ale-kuma-cantaoresIch stelle heute eine CD vor, die es nur auf YouTube „en bloc“ zu hören gibt. Aber es lohnt sich, denn «Cantaoras» zeigt den afrikanischen Herzschlag von Kolumbien in moderner Form.

Alé Kumá ist eine Projekt-Idee. Der Kopf dahinter ist der Bassist Leonardo Gómez Jattín. Er gründete Alé Kumá mit der Absicht, Teile der afro-kolumbianischen Musiktradition ins Heute zu transportieren. Dazu suchte er vier Sängerinnen aus verschiedenen Landesteilen, jede von ihnen eine Kapazität in ihrer Region und mit eigenem Liederbuch.

Aus diesen vier Liederbüchern baute er zusammen mit den Sängerinnen ein Repertoire, das sich eignete, in ein leicht jazziges Arrangement gekleidet zu werden. Das Repertoire sollte auch möglichst viele unterschiedliche Publika ansprechen, von der Stadt bis in die Provinz, und über alle Altersgrenzen hinweg. Mit Erfolg: die CD, eingespielt im Jahr 2002, ist in Kolumbien legendär. Nur habe ich sie leider nirgendwo mehr zum Kauf oder als normalen Stream gefunden, ausser auf YouTube.

Singen, aber nicht nur

Cantaoras sind nicht nur Sängerinnen, sondern die Erzählerinnen von Geschichten. Man darf sie als singendes Gewissen und Geschichtsbuch der afro-kolumbianischen Gesellschaft bezeichnen. Oder wie eine der Sängerinnen, Martina Camargo, in einem Interview präzisierte:

«Tenemos un compromiso con la sociedad, y es llevar un mensaje. No sólo cantar por cantar, sino siempre llevar un mensaje para construir país, para la transformación.
Wir haben gegenüber unserer Gemeinschaft eine Verpflichtung, d.h. wir bringen Botschaften mit. Wir singen nicht einfach so, sondern helfen mit, unser Land zu formen, die Gesellschaft zu verändern.»

Die beiden Instrumentalisten, Bassist Leonardo Goméz und Pianist/Perkussionist Freddy Henriquez tragen mächtig viel dazu bei, dass diese Botschaften auch in der modernen Welt, mit den heutigen Hörgewohnheiten, sofort Resonanz findet. In vielen Songs sind die traditionellen Call-Response-Strukturen der Lieder klar erkennbar, doch mit einem unaufdringlich jazzigen Unterton werden die Songs in die Gegenwart gehoben, ohne ihnen Gewalt anzutun.

Hier ist wirklich der afro-kolumbianische Herzschlag zu hören.

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