Andy Palacio hat bewiesen, dass die Perlen der globalisierten Welt-Musik oft in den Traditionen der kleinen Gesellschaften zu finden sind.
Belize, das ist in Südamerika ganz oben links, eingeklemmt zwischen Mexiko und Guatemala. Garifuna, das ist eine kleine ethnische Gruppe, ein Volk entstanden aus den Überlebenden gestrandeter Sklavenschiffen aus Afrika und den einheimischen Karibe-Kriegern. Das Volk zählt heute noch 250 000 Köpfe, rund die Hälfte davon lebt in Belize, und Andy Palacio war ihre Stimme – 2007 eroberte er mit dieser CD die Welt. Am 19.1.2008 erlag er einem Schlaganfall.
Aber was für eine Stimme! Mal sanft, mal melancholisch, mal uptempo stellt der 45jährige ehemalige Lehrer und Kulturbewahrer das reichhaltige musikalischen Erbe seines Volkes vor. Punta-Rock heisst die Tanzmusik der Garifuna, doch diese CD schürft viel tiefer. «Wátina» ist ein vielfarbiger Querschnitt von Lieder aus dem Alltag bis zu den Rhythmen der religiösen Tradition. Andy Palacio hat nicht nur den musikalischen Reichtum seines Volkes vor uns ausgelegt, sondern auch die bekanntesten Musiker der jeweiligen Stilrichtungen für die Produktion zusammengetrommelt.
Das hätte sicher ein ethnologisch interessantes Werk gegeben. Aber Andy Palacio wollte die Musik für die Jugend zugänglich machen, ihren Stolz für ihre Sprache Igñeri wecken. Er hat mehr erreicht, nämlich dass die restliche Welt den musikalischen Reichtum der Garifuna kennen lernte. Das von ihm noch initiierte Folgeprojekt «Umalali», mit ausschliesslich Frauenstimmen der Garifuna, trägt heute die Tradition weiter, und rund um die Welt. Ein ausführliches Booklet mit Informationen über Volk und die Herkunft der Songs rundet ein Werk ab, das schon heute zu den schönsten der Weltmusik zählt – ein modernen Klassiker!
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