Angélique Kidjo hat schon viele Mixturen in ihrer persönlichen Alchemistinnen-Werkstatt hergestellt. Die Umsetzung der 1980-CD der Talking Heads ist ein sehr gelungenes Experiment!
Man könnte dieses Album auch mit «Die Rückeroberung» untertiteln. Das originale Album der Talking Heads Album geriet Angelique Kidjo einige Jahre nach dessen Veröffentlichung in die Finger. Sie, die junge Sängerin, gerade aus Benin nach Paris geflohen, stellte erstaunt fest:
«Das ist nicht New Wave Rock’n’Roll, das ist afrikanische Musik.»
Tatsächlich hatten sich die Talking Heads Ende der 70er Jahre eingehend mit den Grooves der Afrobeat-Erfinder Fela Kuti und Tony Allen beschäftigt. Die Sequenzer von Jerry Harrison halfen im Studio bei der Umschichtung der vertrackten Rhythmik. Und was macht die Kidjo jetzt daraus? Sie bringt den natürlichen Atem in die quantisierte Welt der Talking Heads zurück. Setzt einfach Tony Allen an die Drums, bringt Perkussion und Chorstimmen rein, und zeigt, was in den harten New York Rhythmen eigentlich versteckt war: Groove.
Sie übersetzt die nörgelnde Stimme/Melodie von David Byrne in ein afrikanisches: Ich-erzählt-euch-jetzt-von-meinen-Gedanken-Wortfluss und bringt so die Songs dorthin zurück , wo sie herkamen: nach Westafrika. Sie verleugnet dabei keinesfalls die digitale Welt, aus der das ursprüngliche Album stammt. Im Gegenteil, da ist viel Studioarbeit und digitales Webmaterial drin in dieser Neufassung – aber 1980 ist eben nicht 2018. Auch die digitale Welt hat Neues zu bieten, hat atmen gelernt.
Angélique Kidjo hat einen Meilenstein gesetzt und ein epochales Album aus dem Westen dorthin zurückgebracht, von wo es inspiriert wurde: nach Nigeria, nach Westafrika.
Rating:
Mehr Infos über Angélique Kidjo…
Schreibe einen Kommentar