Nicht Addis, sondern Asmara; nicht Äthiopien, sondern Eritrea; aber wer von den Aufnahmen der Ethiopique-Serie schwärmt, wird hier freudig überrascht sein.
Nach einem blutigen Bürgerkrieg musste Äthiopien 1991 seine 1952 annektierte Provinz Eritrea wieder in die Selbständigkeit entlassen. Aber auch ein Krieg kann die kulturellen Gemeinsamkeiten nicht einfach wegballern. Und so tönt diese neue Produktion wie ein modernes Echo auf die goldenen Zeiten von Addis Abeba in den 70er Jahren. Der französische Produzent und Gitarrist Bruno Blum hat – zu seiner eigenen Überraschung – in Asmara viele Wurzeln und Ableger des damaligen Soul-Booms wieder entdeckt.
Auf Einladung des Staates hätte Blum eigentlich Musik unterrichten sollen. Er überzeugte das Regime jedoch, dass die Produktion einer CD eine viel bessere Idee sei. Blum formte während einiger Monate aus den talentiertesten Musikern der jüngeren Generation eine Backing Band, die All Stars. Es sprach sich herum, dass hier einer ernsthaft Musik produzieren wollte, und so trafen bald die SängerInnen aus allen Landesteilen in Asmara ein und brachten ihre Songs mit. Der Grundsound des goldenen Zeitalters ist da, dazu kommt ein rechter Schuss Reggae – Marley lässt grüssen! Das Album ist nicht durch-produziert im Sinn von Hochglanzpolitur. Dafür ist es durch-musiziert und überrascht durch Vielseitigkeit und Differenzierung.
Ein Liederbuch mit Beiträgen aus allen Ethnien von Eritrea. Eine ehrliche Produktion und eine erstaunliche Stilvielfalt.
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