Die kurdische Sängerin Aynur hat sich fast fünf Jahre Zeit gelassen für ihr neues Album. Es enthält mehrheitlich traditionelles Songmaterial, aber ohne Staub und Patina, sondern in sorgfältigen, modernen Arrangements.
Aynur Dogan ist die Stimme der Kurden in- und ausserhalb der Heimat. Sie lebt aus ihrer Tradition, bezieht viele Lieder aus dem reichhaltigen, kurdischen Kulturschatz, lässt sich aber nicht als kurdisches „Aushängeschild“ vereinnamen. Kurdisch hat bei ihr mit kultureller Definition, nicht mit irgendwelchen Nationalismen zu tun. Und sie arbeitet zusammen mit ihrem Saz-Spieler und Arrangeur Cemîl Koçgün daran, die Wurzeln dieser Kultur zu erforschen und zu pflegen.
«Wir kennen noch die Lieder, haben aber bereits viel von der Kunst der Interpretation verloren und müssen sie neu entdecken», sagt Cemîl im Interview. So machten sich die beiden daran, die klagenden Balladen von jedem Pathos zu befreien und die Songs wieder in eine Einfachheit zurück zu bringen.
Die Arrangements leben nicht vom Reichtum vieler Instrumente, sondern vom Reichtum der Einfachheit, und der Sorgfalt der Interpretation. Die Tradition wird immer wieder mal in etwas freieren Klanggefilden arrangiert. Das ist keine museale Tradition, sondern eine lebendige, modern interpretierende. Die Arrangement stehen ganz im Dienst der Melodie – und der Sängerin, die auch in den oft melancholischen Songs nicht leidet, sondern strahlt.
Eine moderne und ehrliche Interpretation von Songs aus einem, in unsern Breitengraden, selten gehörten Liederbuch.
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