Ein Abend mit grossen Entdeckungen und einigen Enttäuschungen. Die Freuden des Abends: Songhoy Blues, Niyaz, oder Radio Babel Marseille. Die Leiden: zwei Altstars, die sich nicht ganz sicher sind, ob sie noch auf die Bühne gehören.
Die schlechten Neuigkeiten zuerst: Omar Pene, der einstige Mbalax-Star von Dakar, langweilt sich wahrscheinlich auf der Bühne. Seine Band gab sich alle Mühe, die Song hatten einen poppigen Anstrich, aber Funken gab’s selten, und die sprangen nicht weit.
Kopfschütteln auch beim Auftritt von Mario Lucio. Der ehemalige Kapverden-Star amtierte die letzten Jahre im Dienste als Kulturminister. Auf der Bühne seine kurze Ankündigung: «Wegen der Politik habe ich meine Karriere beendet. Jetzt, am Ende meiner politischen Amtszeit, werde ich wieder Musiker.» Nur schade dass er eine Band im Rücken hat, deren Musiker fast zwei Generationen jünger sind und seine sanften Songs in irgendwelche Rock- oder Firlefanz-Arrangements quirlen.
Jung- und Alt-Stars mit Kraft
Die Freude dafür umso grösser: Songhoy Blues, die Hype-Stars der letzten Wochen bewiesen, dass sie ihren Blues gerne dreckig und rockend spielen. Und überzeugend. Mit etwas mehr Biss als auf der CD, obwohl sie gerade von einer Tour aus England und USA wieder zurück sind. Unbeirrt ihren Weg geht Azam Ali. Die iranische Sängerin und ihr Mann Loga Ramin Torkian beginnen mit dem neuen, vierten Album ein neues Kapitel ihrer mittlerweile zwanzig jährigen Karriere mit der Truppe Niyaz. Und das mit viel Charme und inspiriert von den Gedichten der tragischen Poetin Rabia Al Basri.
Zwei Acapella-Band gab’s auch zu entdecken: Radio Babel Marseille feierten gerade die erste CD mit Grooves aus allen Weltgegenden. Das Frauen-Trio Teriba aus Benin überzeugte stimmgewaltig und mit enorm vertrackten aber groovigen Rhythmen, und für die Jugend im House gab’s ein echtes Ohr voll Batida – vollgepackt der kleinste Club in Dock Des Suds, da passte keine Kamera mehr rein. Etwas unglücklich die Tanzparty mit Ferro Gaita aus den Kapverden – die Hälfte ihres Gigs ging in enormen Bass-Hall-Fahnen und Rückkopplungen unter, und Stimmung wollte so nicht wirklich aufkommen.
Babel Med 2015 im Überblick
Der Bericht zum ersten Konzertabend
Der Bericht zum zweiten Konzertabend
Der Bericht zum dritten Konzertabend
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