Bassekou Kouyaté ist nicht nur Verwalter des historischen Geschichten-Buchs Malis. Er nimmt mit Songs und Sounds direkt Stellung zur politischen Situation in seiner Heimat.
Die CD entstand unter den denkbar schlechtesten Bedingungen: Putsch in der Hauptstadt Bamako, kein Strom mehr, Militär in den Strassen, und im Norden Malis wüteten die islamischen Terroristen. Gerade deshalb schrieb Bassekou den Song Jama Ko, denn darin lädt er alle Menschen, egal welcher Farbe und Religion, zum gemeinsamen Fest. Kouyaté ist ein friedliebender Mensch. Aber er kann zornig werden, wenn aggressive Knallköpfe in seiner Heimat ihre Machtspiele auf Kosten der Kultur und der Zivilbevölkerung austragen.
Einige Songs nehmen auch im Text direkt Bezug zum laufenden Krieg z.B. «Ne Me Fatigue Pas». Doch es sind vor allem die Sounds, die auffallen: Bassekous Ngoni beginnt zu sägen: Mitproduzent Howard Bilerman (u.a. Arcade Fire), jagt den warmen Sound der Ngoni durch den Verzerrer, gibt ihm einen aggressiven Biss und so Bassekous Liebe zu bluesigen Soli eine neue Dimension. Die Songs in ihrer rhythmischen und harmonischen Vielfalt bringen Grooves aus der Tuareg-Region des Norden, spanisch anmutende Tonfolgen, viele Melodien aus der Heimat Segou, und im Zusammenspiel mit Taj Mahal wird der Blues gefeiert. Eine tiefe Verbeugung auch vor Amy Sacko: Sie singt intensiver und berührender denn je zuvor.
Bassekou Kouyaté hätte dieser Produktion gerne etwas mehr Friedlichkeit und Schönheit verpasst. Doch die Zeiten stehen auf Sturm, da muss der Griot auch diesen Sturm singen.
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