Blick Bassy, der Kameruner mit der sanften Falsett-Stimme und mit Melodien, die sich einschmeicheln und verzahnen, legt ein politisches Werk vor.
1958 ist in der Geschichte der Kameruner ein Jahr der Tragödie, und ein Stigma. 1958 wurde der Freiheitskämpfer Ruben Um Nyobé von den französischen Kolonialherren gejagt und getötet. Der Jurist hatte während Jahren zuerst gegen die kolonialistische Aufteilung in ein englisch und ein französisch beherrschtes Territorium gekämpft. Als Jurist setzte er sich für die Unabhängigkeit seines Volkes ein, und trug seine Gedanken zwei Mal in die UNO.
Der Kampf der Kameruner um Unabhängigkeit forderte zwischen 1956 und 1964 rund 100’000 Opfer. Um Nyobé, heute als der «vergessene Gründer-Vater Kameruns» verehrt, wurde von den Militärs der Kolonialherren einbetoniert. Bis in die 90er Jahre des vergagenen Jhd galt es als gefährlich, überhaupt nur seinen Namen auszusprechen. Sein Nachfolger in der Freiheitspartei UPC, Felix-Roland Moumié, wurde 1960 in Genf von einem Mitglied des französischen Geheimdienstes vergiftet.
Transparenter Sound und Klartext
Musikalisch bleibt Blick Bassy seinem Bandklang vom Vorgänger-Album «Akö» fast treu: Neben seiner Gitarre, dem Cello von Clément Petit – neuerdings nutzt dieser auch Electronica-Effekte – und der Posaune von Johan Blanc spielen neu die Trompete und die Keyboards von Alexis Anerilles eine wichtige Rolle. Doch auch im dichteren Klangumfeld wird die Stimme von Blick Bassy nie eingeengt, bleibt im Zentrum.
Bassy arbeitet nicht nur die Geschichte des Befreiungskampfs der Kameruner auf, sondern verweist auch auf die Werte, die durch den Befreiungskampf erobert wurden. Als Mahner erinnert er die Jugend, diese Geschichte nicht zu verdrängen. Er singt ebenso gegen Angeber, Heuchler und Verräter, wie er zum Dialog einlädt. Und das alles in Bassa, einer Sprache die von etwa einem Zehntel der Kameruner gesprochen wird – die auch die Sprache des Befreiungskämpfers Um Nyobé war. Oder wie Bassy es selber sagt:
Diese Geschichte in einer anderen Sprache aufzuarbeiten hätte meine Gedanken verfälscht, verformt.
Nur auf einem Song singt Bassy ein paar Zeilen in englisch – dort, wo er nach der Zukunft fragt: Wie entscheiden wir uns, wohin wir gehen wollen? Wie wollen wir es angehen?
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