Der angolanische Sänger Bonga lebt zwar seit Jahrzehnten in Europa, ist aber immer noch eng mit seiner Heimat verbunden – auch wenn er nur selten dort ist.
Als José Adelino Barcélo de Carvalho, kurz Bonga, im Jahr 1965 seine Heimat Angola verliess, tat er dies aus sportlichen Gründen. Er wollte in Portugal eine Leichtathletik-Laufbahn einschlagen, wurde sogar angolanischer Rekordhalter über 400m. Dass er Angola endgültig verliess hatte politische Gründe, denn Bonga sympathisierte mit der Befreiungsbewegung. Er wurde sogar zeitweise steckbrieflich gesucht und musste in Europa untertauchen.
Mit den Alben Angola 72 und Angola 74 wurde Bonga zuhause zum musikalischen Aushängeschild des Widerstands gegen das portugiesische Salazar-Regime (Angola wurde erst 1975 unabhängig). Denn obwohl Bongas Musik schnell in die Beine geht, zum tanzen anregt, sind seine Texte immer auch Anklagen gegen die Bedingungen, unter denen seine Landsleute zu leben hatten, und haben. Oder es sind Lieder der Sehnsucht.
Musik – ein Leben lang
Bongas wohl berühmtestes Lied «Sodade» wurde 1992 von Cesária Évora in die Welt hinaus getragen. Es dreht sich um Sehnsucht nach Heimat. Das Lied nennt zwar die kapverdische Insel São Nicolau als Sehnsuchtsziel, doch gemeint ist dabei jene Heimat, die er nie erleben durfte. Denn Bonga blieb in Europa. In einem Gespräch mit Amnesty International, veröffentlicht in der FolkWorld 11/2014, sagt der Sänger:
Ich bin im Ausland geblieben und habe von dort aus meine Botschaften gesendet. Ich habe über das Angola gesungen, das ich mit wünsche, ein friedliches und brüderliches Land.
So wie er seiner Hoffnung treu geblieben ist, ist er auch seiner Musik treu geblieben. Er spielt noch heute eine Mischung aus Semba und Kizomba, vermischt mit kapverdischen und brasilianischen Anleihen. Aus seine Markenzeichen sind gleich geblieben: der warmherzige, knarrende Klang seiner Stimme und sein ständiger Begleiter, die Dikanza (ein angolanisches Rhythmusinstrument, hier ein YouTube Video).
Diskografie (Auszug)
1972: Angola 1972
1978: Racines
1989: Malembe Malembe
1993: Tropicliccimo
2008: Bairro
2009: Best of Bonga
2011: Hora Kota
2016: Recados de Fora
2022: Kintal da Banda