Wer schon 25 Jahre lang zusammen rund um die Welt unterwegs ist und immer noch etwas zu singen und zu spielen hat, hat definitiv Einiges richtig gemacht.
Es ist in den letzten Jahren etwas stiller um die Gypsy-Jazz-Weltenwanderer-Band geworden. Nicht weil ihnen die Ideen ausgegangen sind, Orpheus bewahre. Aber sie sind zur Zeit ebenfalls in einem Poesie-Musik-Projekt engagiert: «Orient mon Amour» mit irakischen Gedichten und Musikern von Armenien bis in den Magreb. Bratsch haben nun mit ihrem aktuellen Album nicht gerade ein Konzeptalbum eingespielt, aber die Songs um ein Grossthema gruppiert: Erlebnisse aus dem Leben in den Städten, oder Reiseerinnerungen aus Grossstädten.
Die Grundzutaten sind – wie in jeder Küche mit Renommee – dieselben geblieben: Gypsy-Swing, Balkantakte, Chanson, Klezmermelodien und die Freiheiten der Improvisation. Doch dann schleichen sich neue Töne ein: Hier ein Sprechgesang, ansprechend gegen die Oberschicht-Ratten, und gleichzeitig ein Aufruf zur Selbstbestimmung. Eine Brechtanleihe: Die Seeräuberjenny singt als alte Frau. Eine bulgarische Melodie verirrt sich in eine kleine Vorstadtgasse, eine neapolitanische Serenade, eine Verbeugung vor zwei pfeifenden Grossonkeln, das Wuseln von Mensch und Verkehr in New Yorks Gassen am Morgen früh, eine Liebeslied aus Burkina Faso – ein musikalisches Kaleidoskop.
Bratsch sind Poeten und klang-malen ihre Lieder. Nichts für Schnell-Anhörer – diese Lieder öffnen sich nur durch mehrmaliges Hinhören.
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