Der totale Körpereinsatz ist der Zartheit gewichen, das Klangexperiment zugunsten von Melodien zwischen Chanson und Jazz in den Hintergrund gestellt. Camille erfindet sich neu.
Auf den Vorgänger-Alben «Music Hole» (2008), und noch mehr auf «Le Fil» (2005), setzte die eigenwillige Französin auf dicht gewobene a capella Soundcollagen und Bodypercussion. Stimme wurde lautmalerisch perkussiv eingesetzt ohne in Beatbox-Manier zu verfallen, Sprache ist Klangfarbe. Das aktuelle Album führt Camille wieder dorthin zurück, wo sie herkommt – in die Harmoniemalerei, in Melodien die gleichzeitig durchkomponiert und improvisiert tönen.
Die Hälfte der Songs sind Duette. Die Stimme von Camille und die Gitarre von Clément Ducol, und die Luft, der Raum dazwischen. Die andere Hälfte wurde mit einem Streichquartett eingespielt. Auch hier ist die Handschrift von Ducol, dem gelernten Cellisten, Pianisten und Perkussionisten klar, spielerisch und nie beengend. Camille singt oft mit einer zarten, zerbrechlichen Jungmädchenstimme, kippt dazwischen aber unvermittelt in die Klangfarben einer Bluessängerin oder einer Edith Piaf. Es sind paradoxe Lieder: äusserst zarte, fragile Melodien, die sich um eine zähe, biegsame Grund-Idee winden. Und bevor der Melodie der Atem ausgeht setzt die Sängerin auf die Stille als Duettpartnerin.
Camille setzt konsequent auf ihre Stimme. Von sphärisch bis locker-lässig-popig, und immer selbstsicher.
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