Ist es erstaunlich, dass in Portugal diese Scheibe auf Platz eins der Charts einstieg, und sich auch nach zehn Wochen noch in den Top Teen hält? Nein, denn Carminho singt aus der Seele der Portugiesinnen.
Mit dieser zweiten Produktion schafft Carminho den Spagat zwischen der Tradition und der sanften Öffnung des Fado. Wobei: es ist eher ein Bezug zu verwandten Liedern aus verwandten Ländern. Mit einigen Melodien von Vertretern des brasilianischen Bossa Nova (Edu Lobo, Vinicius de Moares) zeigt die Sängerin, dass die schmerzliche Sehnsucht keine national-portugiesische Angelegenheit ist. Aber dass die portugiesische Sprache sich bestens dafür eignet, diesen Schmerz auszudrücken.
Geschickt nutzt sie diesen atlantischen Brückenschlag auch, um durch eine veränderte Instrumentierung in eine andere Klangwelt zu wechseln. Für Nicht-Portugiesen ist zu viel Saudade auf Gitarrensaiten etwas gar melancholisch. Da sind brasilianischen Farbtupfer in dieser mehrheitlich traditionellen Fado-Sammlung sehr wohltuend. Carminho ist für mich dort am berührendsten, wo sie gerade nicht darauf abzielt, ihre gesamte Seele und sämtliche Gefühlsschwingungen durch die Stimmbänder zu pressen. Wo sie auch mal, etwas weniger emotionsgeladen, einfach singt.
Carminho hat ihren Geheimtipp-Status verlassen und ist zu einer herausragenden Fado-Persönlichkeit geworden.
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