Hier schüttet einer sein musikalisches Herz aus. Chango Spasiuk ist ein Getriebener des Chamamé, der argentinischen Variante des Polka und Schottisch – aber Achtung: das ist was ganz anders als jetzt wahrscheinlich in den Ohren klingelt!
Polka, Schottisch, Tanzboden, hoppsassa – nix da, wenn es um Chamamé geht! Die Heimat dieses Musikstils ist im hohen Norden von Argentiniens, in der Provinz Misiones, dort wo ein Arm Argentiniens zwischen Brasilien und Paraguay eingeklemmt wird. Und Polka ist mehr mit dem Herzschmerz des Tango verwandt, als mit dem klobigen Tanzschritten aus der Urheimat Europa und der Ukraine. Aber es hat ungemein viel mit der Handorgel zu tun, resp. dem Akkordeon. Und der aktuelle Botschafter des Chamamé ist Chango Spasiuk.
Schwelgende Ranchero-Lieder, und träumerische, süss-leidende Akkordeonmelodien: Chamamé ist eine Sehnsuchtsmusik, hat mit Herzschmerz zu tun, mit weggehen und manchmal auch mit trauern. Mit dem Worldmusic Award 2005 und einem Grammy 2006 wurde nicht nur Chamamé, sondern auch Spasiuk auf die Weltkarte der Weltmusik gesetzt. Tönte die letzte Produktion «Tareferos de mis pagos» noch volkstümlicher, hat die neue Produktion den Spagat zwischen Tradition und Weltläufigkeit bestens gemeistert. Gerade wer mit einem europäischen Ohr zuhört ist erstaunt, wie Südamerika die Harmonien und Tänze geformt hat.
Los Descalzos heisst die CD im Untertitel – die Barfüssigen. Gut so, barfuss tanzt es sich am besten. Und man behält Bodenkontakt, selbst wenn die Melodien manchmal ins Schwelgende abschweifen.
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