Colombia al Parque – der Sonntag

las anez im ParkDie einzige Konstante in Bogota war das erfreuliche Wetter. Musikalisch war es abwechslungsreich. Der Berichterstatter musste jedoch wegen Übersättigung noch vor dem Hauptakt das Handtuch werfen.

Ancestral

Zum Auftakt des Sonntags am »Festival Colombia al Parque« gab es Flöten satt. Allerdings so gar nicht wie die Anden-Musikanten in unseren Fussgängerzonen, sondern mit viel Groove. Ancestral haben nichts mit El-Condor-Pasa-Patina zu tun, sondern mit klugen Arrangements und neuen Melodien.
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Tr3s En Uno

Gitarre, doppelsaitige Quadro und Flöte – die Instrumentierung wäre landestypisch. Doch die Musiker haben ihr Konservatorium zu stark verinnerlicht. Es bleibt bei einem nicht entschiedenen Saitentanz zwischen Tradition und Klassik. Da war viel Handwerk aber wenig Ausstrahlung.
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Las Añez

Dann gab’s für mich die grosse Überraschung: die Zwillings-Schwestern Las Añez. Zwei Stimmen, eine Loop-Maschine mit u.a. einigen vorbereiteten Spuren mit Natursounds, ein Keyboard, archaische Perkussionsinstrumente, Okarinas und viel Lust am melodischen Experiment. Die beiden Schwestern überlassen der Technik nur soviel Freiraum, dass sie damit ihre Melodien weben können. Schamanisch im Ansatz, grossstädtisch im Sound. Meine Entdeckung des Festivals – davon gibt’s bald mehr!
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Los Trey Reyes

Die drei Herren, die das persönliche Mittelalter bereits weit hinter sich gelassen haben, treten mit dem Ansatz »El Ultimo de los Grandes Trios« auf. Und das sind sie auch: Die letzten leidenschaftlichen Interoreten von »Romaticos«, jenen mexikanischen Schmelzer-Melodien, die so süss sind, dass man den Sängern verfällt und gleichzeitig misstraut, denn so gross und süss kann die Liebe niemals sein. Im Publikum hatten die drei Könige viele Fans – und nicht nur beim älteren Publikum!
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Mariachi Flor de Toroache

Mit dieser Frauen Mariachi Truppe hatten die Veranstalter eine Band aus New York eingeladen, welche es durchaus fertig bringt, »Come as you are« von Nirwana mit »Besame Mucho« im selben Medley zu verbinden. Insgesamt gab’s eine witzige, gute Balance zwischen Oldies- und Gassenhauer-Melodien, Soundideen und hohem Handwerk. Was ein bisschen an den Nerven zerrte waren die beiden Frontladies. Beide überaus hoch begabt und geschult, versuchten sie in ihren Soloparts jeweils einander zu überbieten. Das ergab ein Hennenkampf, wer die schöneren Koloraturen singen konnte. Es war ein bisschen Whitney Houston vs Mariah Carey im Mariachi Outfit. Schade, der Witz wurde damit sofort abgewürgt.
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Los Ajetos

Die heimische Truppe hätte es anschliessend einfach gehabt, das Publikum war aufgedreht. Doch Los Ajetos lieferten ein SEt lang nur die Kopie des immer gleichen Songs: Cumbia mit Handörgeli-Lick, Gitarre im Offbeat/Ska-Groove und alles leicht verhallt. Zudem ein Sänger mit missionarischer Ader, aber wenig melodischer Inspiration. Schade, nochmals abgewürgt.
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Mittlerweile war der Platz vor der grossen Bühne schon fast überfüllt, und von aussen kamen Heerscharen von Stadtbewohnern, die endlich mal wieder ihre Landeshelden, Herencia de Timbiqui hören wollten. Ich litt jedoch bereits an Sound-Überlastung und überliess die Lokalhelden den Lokalfans. Man sagte mir später, das Konzert sei grandios gewesen.

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