Das Auftakt-Konzert zum diesjährigen Festival «Colombia al Parque» mit drei Bands kannte einen klaren Abräumer: die «Canalón de Timbiqui».
Doch schön der Reihe nach. Zum einen war ich gar nicht unglücklich, dass dieses Konzert nicht im Park statt fand, sondern in einem Auditorium des weitläufigen Universitätsgelände. Mit momentanen Tages-Durchschnittstemperaturen von 14º bis 18º werde ich immer wieder daran erinnert, dass Bogota auf 2600 M.ü.M liegt. Es hätte an diesem Abend mal nicht genieselt. Aber die 19 Bands, die am Wochenende auf der Bühne im Park los Novios stehen werden, müssen tüchtig einheizen um auch die Quecksilbersäule zum tanzen zu bringen.
Das Konzert begann mit einer acht-köpfigen a capella Truppe «Swing Choir». Wobei a capella etwas relativiert werden muss: die Arrangements waren so ausgelegt, dass vier bis sechs Stimmen Rhythmus- und Blasinstrumente imitierten. Die restlichen Stimmen übernahmen den Melodiepart. Ein Teil der Konzentration der Sängerinnen und Sänger wurde zudem absorbiert von einer recht komplexen Choreografie. So wurde daraus mehr Show als Konzert.
Das Festival «Colombia al Parque» ist so ausgelegt, dass im Line-up vor allem Musiker und Bands aus Bogota bestückt werden. Zusätzlich werden Gewinner des renommierten Festivals «Petronio Alvares» eingeladen werden. Mehr zu diesem Festival dann Mitte August.
Viel Schub vom Pazifik
Canalón de Timbiqui hat an besagtem Festival in unterschiedlichen Kategorien bereits mehrere Preise gewonnen. Sie brachten die Sounds der Pazifikküste, die Marimba und die Trommeln von Timbiqui nach Bogota – und holten die Leute in kürzester Zeit von den Stühlen. Die Wechselgesänge der vier Frontladies, das kommunikative Charisma der Leadsängerin, der Schub der Rhythmus-Sektion und ein guter Mix zwischen Gassenhauser und etwas unbekannteren Nummern hielten die Stimmung den ganzen Auftritt über auf hohem Niveau.
Die dritte Band des Abends war ein sicherer Wert, vermeintlich. Seit rund 20 Jahren ist Palo Cruza’o mit seinem Orchester ein Garant für grosses Handwerk. Handwerk war denn auch sofort hörbar (mehr dazu in einer baldigen CD-Besprechung). Allerdings litt das Konzert durch die Auf- und Abtritte von (zu) vielen Gastmusikern. Es kam nie ein Konzertfluss zustande. Die Stimmung blieb schnell auf der Strecke. Ich habe mittlerweile festgestellt, dass kolumbianische Musiker sehr gern viele Gastmusiker auf ihren Produktionen haben. Was im Studio funktioniert zersplitterte im Live-Auftritt. Schade.
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