Die Geschichte der Congotronics als Produktion ist «work in progress», und zwar im allumfassenden Sinn.
Man darf Congotronics International als Fortsetzung von «Tradi Mods vs Rockers» bezeichnen. Die Entstehung dieser Produktion hier dauerte zehn Jahre. Am Anfang stand auch diesmal die Faszination westlicher Musiker, allen voran Juana Molina, Deerhoof u.a., für die Sounds und Grooves von Konono No.1 und den Kasai All Stars. Aus dem persönlichen, physischen Kennenlernen vieler Bandmitglieder dieser ersten Produktion wurde in der Folge ein monatelanger Ideenaustausch, Demo-Aufnahmen wurde hin und her geschickt, und schliesslich gemeinsam in Brüssel für eine Konzerttournee geprobt.
Die gemeinsame Tournee fand 2011 statt – eine Monstertruppe mit insgesamt 28 MusikerInnen aus mindestens fünf Kulturkreisen stand auf der Bühne. Diese Tour begleitete der Filmer Pierre Laffargue. Eine Kurzversion seiner Doku steht auf YouTube und zeigt deutlich, wie verwegen der Plan, wie abenteuerlich die Zusammenarbeit war. Zumindest wird deutlich, wie komplex und schier unlösbar die westliche Suche nach der rhythmischen ‚Eins‘ in diesem kongolesischen Klanggewusel war.
Nichts für Wohlklangsuchende
Für die jetzt vorliegende Produktion nahm Deerhof-Drummer Greg Saunier sämtliche Ton-Aufnahmen dieser Begegnung auseinander. Live-Mitschnitte, Probetakes und Studio-Session-Schnipsel wurden neu zusammengesetzt. So entstand dieses Kaleidoskop eines Kulturaustausches der ziemlich anderen Art.
Für Congotronic International gilt, wie für die meisten Aufnahmen, die Crammed Discs rund um diesen stilistischen Oberbegriff produzierte: Man darf/soll diese Sounds nicht mit analysierenden Ohren hören. Entweder man hat Spass, oder zumindest Interesse, an diesen scheppernden, groovenden, schrägen, wilden, oft unverständlichen Klanglawinen – oder man weist sie weit von sich.
Eine Versuchung ist die wilde Hatz aber alleweil wert!
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