Ein Festival in einer Grössenordnung wie hier in Warschau bietet nicht nur Konzerte, sondern auch Workshops an. In sieben Workshops und Meisterkursen konnten Musikinteressierte neue Techniken kennenlernen und einüben. In einem gemeinsamen Konzert stellten sich die Musiker auch dem breiten Publikum vor.
Die Eingeladenen sind allesamt Ausnahmekönner – das wurde von den ersten Tönen an klar. Egal ob nun Vladiswar Nadishana ein fast unglaubliches Rhythmus-Feuerwerk auf seiner Maultrommel von Stapel liess, oder sich die Valiha von Kilema, die Trommeln von Bijan Chemirani mit der indischen Geige von Dr. Jyotsna Srikanth und dem Gesang von Anoop Mishra in kurzfristig komponierten Stücken gegenseitig den Lead zuwarfen: das handwerkliche Können war offenkundig.
Für mich wurde an diesem Abend auch klar, warum dieses Festival eine so klar erkennbare, musikalische Linie verfolgt. Die künstlerische Leiterin des Festival, Dr. Maria Pomianowska, sass selber auf der Bühne. Sie stellte dabei ein Instrument vor, das ich bei uns im Westen noch nie gesehen hatte: Die Suka, ein altes Streichinstrument. Zusammen mit dem polnischen Multiinstrumentalisten Bartek Palyga, dem israelischen Gitarristen Dim Gorelik und Vladiswar Nadishana stellt sie das Instrument vor – und bewies, dass die Klangmöglichkeiten weit über das Folk-Umfeld hinaus reichen.
Balalaika-Hexer
Es folgte ein Auftritt bei dem wohl die meisten ihren Ohren und Augen nicht trauen wollten. Maria Pomianowska kündigte Aleksey Arkhipovskiy als «Jimi Hendrix der Balalaika» an – und das ist keine Übertreibung. Arkhipovskiy hat nicht nur eine sensationelle Spiel- und Fingertechnik für sein Instrument entwickelt, sondern spielt auch sehr gekonnt mit der modernen Technik. Ein geschicktes Arrangement mit Reverb(Echo)-Techniken erlauben es ihm, eine Klangwelt aus seinen drei Saiten zu zaubern, die schlicht überwältigend ist.
Insbesondere der Einsatz von einer unglaublich vielfältigen Flageolett-Technik erlauben es dem Musiker, ein vielstimmiges Orchester zu imitieren. Wer es nicht selbst gehört/gesehen hat, kann es kaum glauben. Einen Eindruck davon gibt dieses Video:
Weitere Aufnahmen mit Aleksey Arkhipovskiy zeigt dieser YouTube-Kanal.
Ein Abend voller Überraschungen, der gerade in jenen Phasen, in denen der Charme der Improvisation wirkte, die Klasse der Musiker aufzeigte. Minutenlange Standig Ovations des Publikums gab es als Dank.
Cross Culture Festival Warschau:
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