Ein Abend mit der Spannweite von Indien bis Marokko war angesagt. Titi Robin stellte Kompositionen aus seinem aktuellen Repertoire «Les Rives» vor. Mit Raza Khan erhielt die Sufi-Tradition eine neue Färbung.
Titi Robin, der Kulturwanderer und -Vermittler hatte seine Gäste aus Indien, der Türkey, Marokko, Frankreich und Brasilien mitgebracht, um einige Highlights aus seinem aktuellen 3-CD-Projekt zu interpretieren. In der Live-Fassung verloren die Songs ihre Konturen etwas, gewannen aber mächtig an Energie.
Zum geheimen Liebling an diesem Konzertabend wurde Guembri-Spieler El Mehdi Nassouli, denn wie stellte ihn Titi vor: «er ist der Jüngste von uns, und unser Glücksstern». Mit grollenden Basstönen trieb er die restliche Band immer wieder an. Dabei, und im etwas sehr lauten Musikmix, gingen die Nuancen der Soloinstrumente leider etwas unter, aber die Melodien erhielten einen gewaltigen Schub. Das Publikum war aus dem Häuschen. Und jene, die bis zum Schluss des Abend ausharrten, wurden mit einem mitternächtlichen Instant-Spätkonzert auf der kleinen Bühne im Foyer zusätzlich beschenkt.
Verunsicherung
Beim Konzert von Raza Khan gingen die Meinungen auseinander. Ich selber verlor den Draht zum Qawwali-Sänger schon sehr bald. Er begann schon bei den ersten Tönen seine Begleiter herum zu dirigieren, zu korrigieren und mit scharfen Blicken zurecht zu weisen. Das rief enorme Verunsicherung auf der Bühne hervor, die Musiker waren allesamt und öffentlich zu Statisten degradiert.
Der Sänger selber hörte wenig auf seine Stimme, sondern setzte diese im experimentellen Stil ein. Die Melodie-Eskapaden hatten schnell etwas verzweifelt abgehobenes, rechthaberisches. Ich bin kein Kenner der verschiedenen Sufi-Stile, aber in dieser Interpretation war nichts von Demut hörbar, von Hingabe, sondern viel Trotz und harter Stolz. Das Konzertzelt leerte sich denn auch zunehmend und beträchtlich.
Cross Culture Festival Warschau:
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