Oran war das Zentrum des Raï. Mittlerweile ist dort auch der Reggae heimisch geworden, und Democratoz sind die Fackelträger.
Endlich wieder gute Neuigkeiten aus Algerien! Die politische Situation ist desolat, die Islamisten haben die Musik zu Boden gedrückt. Jetzt kommt einer daher, Sadek Bouzinou, und bringt gute Laune-Grooves – mit einer Message. Der Bandname sagt fast alles. Das kommt davon, wenn man mit seinen Jugendfreunden Bob Marley-Covers interpretiert, und gleichzeitig tönen will wie die grossen Raï-Vorbilder Cheb Hasni oder Cheb Khaled.
Die Rastafarai-Philosophie im Herzen, Raï, Rock und Reggae im Blut und eine klare Message: das ist die DNA der Truppe. Wer den nordafrikanischen Strassenslang nicht versteht (so wie ich), könnte meinen, dass sie von der heilen Welt singen, denn ein Refrain klingt nach «Elysium». Nach Konsultation der Songliste wird klar, das heisst «Pollution». So verstecken sich unter den Gute-Laune Melodien viele Botschaften, die sich gegen Diskriminierung, Rassismus und Hoffnungslosigkeit auflehnen. Das sind die Grooves, zu der die Revolution tanzen kann, denn die Schwere der Themen wird aufgelöst durch viel Charme und Humor.
Musikalisch legt der Roots-Reggae-Groove den Boden, der Beat ist steady aber nicht stampfend, der Bass hüpft. Die Rock-Gitarre sägt gerne den Song in mundgerechte Stücke, das Saxophon und die Keyboards achten darauf, dass nichts auseinander bricht, und über allem strahlt die Stimme von Sadek Bouzinou. Kein Wunder zünden seine Fans bei den Konzerten die Feuerzeuge an, lassend die Handys leuchten, wenn er im Titeltrack «Mazel» von Hoffnung singt, davon, dass sich alles ändern kann, alles möglich wird.
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