Der griechische Gitarrist Dimitris Mystakidis schlägt ein neues Kapitel seiner Forschung auf: Was passierte, als der Rembetiko auf den amerikanischen Blues traf?
Migration ist einer der grossen Veränderungs-Motoren der Menschheit und findet dementsprechend viele Echos in der Musik. Durch das Kennenlernen fremder Stile und Kulturen verändert sich die Musik, kommt auf Umwegen dann vielleicht wieder in die alten Heimat zurück. Dimitris Mystakidis wollte wissen, was mit dem Rembetiko passierte, als er in Amerika auf den Blues traf. Er fand dabei die Fingerpicking-Technik, die im Rembetiko als «Tsibiti» bekannt wurde.
Blues und Rembetiko teilen sich zwei grundlegende musikalische Bausteine. Da ist zuerst die inhaltliche Thematik der Songs: Einsamkeit, harte Arbeit, Sehnsucht, Träume von Erfolg und der harte Alltag. Auf der musikalischen Seite sind es Open Tunings, also das Stimmen der Saiten in Akkorden oder Klangfamilien. Hier lernten die griechischen Auswanderer Ende des 19. Jh., anfangs des 20. Jh. von den Bluesern, wie man diese Open Tunings mit der Fingerpicking-Technik ausreizen oder verstärken konnte. Blue-Notes fanden Eingang in die griechischen Musik-Skalen. Als Klang-Beispiel: das Intro zu «To West».
Mystakidis hat Songs ausgegraben, die mit dieser Technik in Amerika entstanden sind. Er hat sich nicht nur die Techniken angeeignet, sondern auch die spartanische Umsetzung dieser Songs: Ein Mann, eine Gitarre. Die Klangfülle, die man aus seinem letzten Werk «Esperanto» kennt, fällt damit weg. Das Album wird dadurch anspruchsvoller, ist nicht mehr so leicht „konsumierbar“.
Rembetiko, schon länger mit dem Zusatz «griechischer Blues» versehen, erhält mit dieser Song-Sammlung eine wichtige Facette und eine neue Bedeutung mit historischem Bezug.
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Mehr Infos über Dimitris Mystakidis…
Marcel Grimbühler meint
Soeben konnte ich Dimitris Mystakidis für ein Konzert am 26.2.2019 im ONO Bern gewinnen… Also: Datum vormerken!