Die Donauwellenreiter sind unterwegs zwischen Wohlklang und Pathos. Dazu kommt als Würze je eine leise Portion Schwermut und Sehsucht.
Sie sind einen weiten Weg gegangen, die vier MusikerInnen aus Wien. Von den Liedern in ladinischer Sprache ist nicht mehr viel übrig geblieben. Violonistin und Sängerin Maria Craffonara verzichtet ganz auf Texte, lautmalt durch die wenigen Stimm-Melodien, die noch im aktuellen Repertoire enthalten sind. Die anderen tun es ihr gleich; alle setzen ihre Stimme als zusätzliches, dezentes Instrument ein, nie mit Worten beladen, nur als Melodieträger.
Der Titel der Produktion ist für mich ein Schlüssel zum neuen Werk der Donauwellenreiter. Ich war zwar noch nie im Donaudelta, doch liess ich mir erzählen, wie zauberhaft es sei, wie vielseitig die Tier- und Pflanzenwelt. Also nutze ich meine Vorstellungskraft: Delta ist ruhig, etwas träge. Je nach Wind kräuselt sich die Wasseroberfläche, Muster zeichnend. Wird unterbrochen von Inseln, von Inselchen. Vogelschwärme schnattern vorbei, landen, gleiten, fliegen wieder weg. Der Fluss gibt seine Identität auf, ist aber noch nicht Meer, ist Übergang, ist etwas traurig. Die Idylle wird zuweilen gestört, aufgewühlt von einem Sturm oder Unwetter, die Pflanzen beugen sich im Wind. Dann kehrt die Ruhe zurück.
Teilnehmen
Das klingt jetzt wohl etwas pathetisch. Ich glaube jedoch, die Musik verlangt ein Mittun, sonst wird sie zu flächig, etwas gar zu süss, und man geht unter in den Harmonieschichten. Eine Melodie sticht heraus: Ibra Him. Ruft Erinnerungen wach an Dollar Brand / Abdullah Ibrahim, an «Mannenberg» oder «Soweto». Da ist Sehsucht nach der Weite, der Reise – aber erst kommt das Meer. Afrika ist noch weit weg.
Man muss dieser Musik etwas beifügen, Bilder kreieren, Erinnerungen wach werden lassen, Träumen nachhängen, sonst erdrückt sie einen in ihrem Wohlklang.
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