In den 80er Jahren stand die Musikszene in Mogadischu, Somalia, in voller Blüte, und die Dur-Dur Band war ein Epizentrum von Kreativität und Groove.
Die Geschichte der Dur-Dur Band aus Somalia hatte Samy Ben Redjeb («Analog Africa») bereits 2018 ausgegraben und uns zugänglich gemacht. Die «Ausgrabung» – wie immer bei Produktionen von «Analog Africa» liegt ein informatives Booklet bei – erzählt u.a., wie vor dem Krieg in Somalia die Musik unter die Leute kam. Die Bands oder Studios machten von der Originalaufnahme jeweils je eine Kassetten-Kopie für jedes Musikgeschäft im Ort. Der Kunde kam also in den Laden, erkundigte sich nach dieser oder jener Band, und der Verkäufer zog dann im Schnell-Copy-Kassettenrecorder eine Kopie des Originals. Fertig.Samy erhielt auf sehr gewundenen Pfaden Zugang zu den ersten beiden Aufnahmen der Dur-Dur Band, resp. zu solchen Master-Kassetten.
Dur-Dur war eine Band, die es in kürzester Zeit von den Clubs und Hotellobbies ins National Theater von Mogadishu, in den Tempel der Pop-Musik Somalias schafften. Eines der Geheimnisse des Erfolgs: eine exzellente Truppe von Instrumentalisten wurde zum Magneten der bekanntesten Sänger*innen der Stadt – die Truppe hatte zuweilen drei oder mehr Frontleute. Die Vision von Bandgründer Isse Dahir Qassin war es, traditionelle Melodien Somalias mit den jeweils angesagten Tanz-Musik-Stilen zu verschmelzen. Das konnten Funk, Reggae, Soul oder Disco sein.
Die von Samy ausgegrabenen Master-Kassetten bringen im Vol.1 jene Songs, die im Jubba Hotel, ihrem gewohnten Auftrittsort, immer wieder verlangt wurden. Die acht Songs wurden in einem Nachmittag in der Hotel-Lobby eingespielt. Vol.2 war dann eine Sammlung von traditionellen Melodien und Neu-Arrangements, wie es der Vision von Issa entsprach. Beide Aufnahmen stammen aus dem Jahr 1987. Sie waren der Grundstein einer grandiosen – wenn auch sehr kurzen Star-Karriere.
1991 kam der Sturz der Regierung von Siad Barre, der Bürgerkrieg begann. Seither taumelt das Land von einem Krieg in die nächste Krise und/oder Hungersnot. Wer konnte floh aus dem Land, auch viele Mitglieder der Dur-Dur Band.
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