Theatralisch, burlesk, dramatisch, witzig – Eliza Carthy beweist mit diesem Album erneut, dass sie eine der kreativsten Quellen der neuen englischen Folk-Bewegung ist. Wobei die Frage erlaubt sei: Ist das noch Folk?
[audio:2011/07/Blood-on-my-boots.mp3,2011/07/war.mp3,2011/07/revolution.mp3|titles=Blood On My Boots, War, Revolution] Blood On My Boots, War, Revolution
Eliza Carthy ist nicht zu schubladisieren. Mal ist sie die Sammlerin der Tradition, mal sprengt sie die Grenzen dessen, was man von ausserhalb er Insel als «britische Folkmusik» kennt. Egal in welchem Umfeld die Sängerin, Gitarristin, Geigerin und Komponistin auftritt, ihr Massstab ist die Musikalität. Ob sie zusammen mit Mutter Norma Waterson ein klassisches Song-Album aufnimmt, oder zusammen mit ihrem Vater Martin Carthy mit Projekten wie «The Imagined Village» unterwegs ist, sie setzt überall klare Marken.
Vieles kommt einem in den Sinn, wenn man durch das Album geführt wird: Folkrock, Zirkus, bombastische Bühnenbilder, Art-Rock, Cabaret – überall stecken Dramaturgie und Theater drin. Es sind keine Mitträller-Songs, sondern kunstvoll arrangierte Kompositionen. Für einige mag es fast ein bisschen zu «britisch» sein, wenn man das mit «dramatisiert» gleichsetzt. Je länger die CD dreht, umso mehr werde ich als Zuhörer abgeholt: da klingt sogar ein bisschen Calypso durch, auch Soul-Anklänge liegen drin, dann wieder eine Schwelgerei in Voll-Orchester. Wenn dann die letzten Töne verklingen ist man erst mal gesättigt – und sicher, dass man dieses Menu noch einige Male geniessen wird.
Opulent und reichhaltig – nichts für Fastfood-Liebhaber, für schwelgende Gemüter aber ein wahres Fest.
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