Es ist Krux und Segen zugleich, wenn man etwas gar viel Musik im Kopf und Herzen herumträgt. Bei Franui ist es von Vorteil, wenn man zudem noch gut Puzzle spielen kann und nichts gegen Humor hat.
Franz Schubert – um ihn geht’s im CD-Titel – ist eine der musikalischen Quellen von Franui, die sie für dieses Album gefasst haben. Andere wären Bartók, Brahms, Mahler, Ligeti – Hochklassik also. Und bei einem von ihnen, Béla Bartók, haben sie auch ein Kunststück abgekupfert: wie macht man aus Teilen von Volksmusik-Melodien ganze Tänze? Man klebt sie zusammen.
Bei Franz Schubert mussten Franui enorm viel kleben, denn viele der mehreren hundert Tänze sind nicht mal eine Minute lang. Ich lass Franui selber erklären:
In „Alptraum eines österreichischen Pianisten“ picken wir aus allen bekannten Sammlungen 19 Deutsche Tänze heraus, die sich im harmonischen Bau gleichen, spielen von jedem Tanz aber immer nur 2 Takte und springen zum nächsten, so lange bis alle Tänze einmal durchgespielt sind und schliesslich alles durcheinander gerät.
So wird ein Klassik-Repertoire entstaubt und dorthin gestellt, wo es eigentlich herkommt: auf den Tanzboden. Gespielt mit Instrumenten, die man in dieser Zusammensetzung eher auf dem Dorf als im Konzertsaal trifft: Zither trifft Tuba, Geige tanzt mit der Posaune, einmal links herum, einmal rechts herum, und dazwischen darf gejauchzt werden.
Das ist spassig, herausfordernd, nichts für Traditionalisten und Hörgewohnheiten jedwelcher Couleur, schräg, humorig. Ich kenn’ das eigentlich nur aus Österreich, dass man so respektvoll und gleichzeitig so respektlos mit seinen eigenen Traditionen herumspielt. Bodenständige Hochklassik – es lebe töne das Paradox.
Rating:
Mehr Infos über Franui…