Dieses Album ist nicht nur der Hawaii-Schmelzer schlechthin, sondern war auch der Beginn der weltmusikalischen Karriere von Ry Cooder.
Hawaiis Musik war in den USA in der Mitte des letzten Jahrhunderts vor allem touristische Folklore, Zuckerschnulzen für die Cocktail-Parties in den Hotel-Loobys. In den 60ziger und vor allem den 70ziger Jahren aber begannen sich die Hawaiianer vermehrt auf ihre eigenen Wurzeln zu besinnen: Man spricht von der Hawaiianischen Renaissance. Es war eine Besinnung auf die eigene Sprache und die ursprüngliche Musiktradition, und im Mittelpunkt dieser Bewegung stand Gabby Pahinui. Er war nicht nur ein Könner auf der Steel Guitar (in Europa oft als Hawaii-Gitarre bezeichnet), sondern vor allem bekannt für seine Meisterschaft in der Slack-key-Technik. Dabei werden die Gitarren nicht auf normale Art gestimmt, sondern in unterschiedlichen Akkorden.
Ry Cooder seinerseits hatte 1975 erfolgreich seine Solokarriere gestartet. Er war es, der beim Label Warner dafür sorgte, dass die sich für Pahinui interessierten. Zwei Jahre später holte er ihn später für seine eigene LP «Chicken Skin Music» ins Studio. Die Grundtracks wurden mit Wally Heiders mobilem Studio auf Hawaii aufgenommen wurde – das war damals noch eine Pioniertat! Bei soviel Gitarren vor Ort liess er seine eigene zuhause, und spielte manchmal auf der Mandoline mit. Entstanden ist ein Klassiker: Eingespielt in relaxter Familien-Atmosphäre (neben Gabby spielten auch seine Söhne Bla und Cyril mit), den Songs und der Harmonie verpflichtet, und mit «Blue Hawaiian Moonlight» und «Moonlight Lady» auch mit zwei ehrlichen Schnulzen der Edel-Klasse – da machen sogar die Studio-Streicher Sinn.
Gitarren und Melodien zuhauf und vom Feinsten, manchmal an der Grenze zur Übersüsse. Die Scheibe ist für Träumer ein Heilmittel bei Niedergeschlagenheit an grauen und nasskalten Tagen. Leider aber nicht mehr ganz einfach aufzutreiben.
- Ku’u Pua Lei Mokihana [audio:2010/02/mokihana.mp3]
- Moonlight Lady [audio:2010/02/moonlight-lady.mp3]
- Wahine U’i (Beautiful Lady Hula) [audio:2010/02/hula-lady.mp3]
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