Die türkische Sängerin Gaye Su Akyol baut sich eine surrealistische Sound- und Text-Galaxie aus Versatzstücken ganz verschiedener Klang-Kulturen.
Gaye Su Akyol wuchs in einer anatolischen Künstler-Familie in Istanbul auf. Ihr Vater ist ein bekannter Maler. Istanbul mit seiner Bosporus-Brücke, die Europa und Asien verbindet, ist für die Sängerin wie eine Methapher für ihren eigenen musikalischen Hintergrund. Da sind die ikonischen, dramatischen Sängerinnen Selda Bağcan und Müzeyyen Senar (die «Diva der Republik»). Auf der anderen Seite die geballte Kraft von Nirvanas «Nevermind» und, noch weiter zurück, «Surrealistic Pillow» von Grace Slick mit Jefferson Airplane. Dank Nick Cave lernte sie eigene Songs zu schreiben.
Ein musikalischer Kulturclash, durchaus geeignet, die surrealistischen, philosophisch formulierten Fragen zu Sinn und Aufgabe im Leben zu begleiten. Dramatische Melodien, eingebettet in Soundlandschaften mit Twang- und Surfgitarren, verhallten Orgeltönen und aufgebrochenen Rhythmen. Exzellent interpretiert von Musikern aus dem schier unerschöpflichen Musikerpool Istanbuls.
Die Frau weiss was sie will – und sie steuert zusammen mit ihrem Gitarristen Ali Güçlü Simsek die Produktion sicher. Da ist viel Pathos, ohne schwülstig zu werden. Da ist viel Drama, umschifft jedoch Klischee und Kitsch-Fallen. Das Hologram der Musikgalaxie von Gaye Su Akyol verhält sich wie die echten Galaxien da draussen im All: Es dehnt sich aus, wächst und bietet immer wieder erstaunliche Farbspektakel.
Brückenbauerin Su Akyol lädt ein zu einer musikalischen Reise in ein Galaxie weit weg, und doch so nah. Oder, wie die Sängerin selber sagt: «Call it Turkish art rock if you like.»
Rating:
Mehr Infos über Gaye Su Akyol…