Hermanos Gutiérrez – Sonido Cósmico

Die Hermanos Gutiérrez malen mit weichen Gitarrentönen Ferne, Sehnsucht und Herzweh auf die Leinwand zwischen unseren Ohren.

Es gibt kaum eine unabhängige Radiostation zwischen Nashville (Nashville Public Radio), Hamburg (Byte FM) und Zürich (SRF Sounds), welche «Sonido Cósmico» der Hermanos Gutiérrez nicht zum Album dieser Woche erwählt hat. Es ist die zweite Produktion, die mit der Unterstützung von Dan Auerbach in dessen Studio in Nashville entstanden ist.

Die Wüste hat es den beiden Gitarristen und Songschreibern schon immer angetan. Der Titel des Album beruft sich auf ganz viel Wüste, einen ganzen Planeten: Arrakis. Denn laut Legende sollen beide unabhängig voneinander im Kino «Dune 2» gesehen haben, und bei der nächsten Übungssession war nach den ersten Tönen klar: die Reise geht diesmal in den Weltraum. «Cósmico» war gesetzt.

Gefühle als Schlüssel

Die beiden Instrumentalisten reisen seit über zwei Jahren von einem vollen (!) Konzertsaal zur nächsten Radiostation, rund um die Welt. In einer Session für KEXP in Seattle (hier das YouTube-Video, Interview ab 19 Minuten) verrieten die beiden auch ein wenig, wie sie zu ihrem Sound gekommen sind. Esteban zupfte in den Jugendjahren neben seinen Hausaufgaben für den Gitarren-Unterricht liebend gerne Milongas aus dem Liederbuch Argentiniens, was seine Mutter regelmässig zu Tränen rührte. Zudem haben die beiden bei einem Besuch bei den Grosseltern in Honduras erlebt, wie ihr Grossvater durch ein Lied des Bolero-Sängers Julio Jacamillo vor Rührung ebenfalls feuchte Augen bekam.

Die Brüder Gutiérrez suchen nicht durch Saitenakrobatik für Kenner zu glänzen. Vielmehr versuchen sie durch Stimmungen, durch Klangbilder einen Zugang zu den Innenwelten ihrer Zuhörerinnen und -Hörer zu finden, Gefühle auszulösen. Die spielerische Synchronizität der beiden ist, als atmeten sie mit derselben Lunge. Auch wenn in ein paar neuen Songs ein Quentchen Schlagwerk beigefügt ist, oder ganz im Hintergrund eine Farfisa-Orgel Resonanz-Akkorde legt, ist es ein Gitarren-Album mit dem Cinemascope-Sound von Esteban und Alejandro Gutiérrez. Selbst wenn einige Melodien ganz in die Nähe von Übersüsse geraten, kitschig werden sie nicht.

Man kann «Sonido Cósmico» auch mit «schwerelos» übersetzen. Die Tonspur für Tagträume.

Rating: ★★★★☆ 

Mehr Infos über die Hermanos Gutiérrez …

 

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