Hindi Zahra, Tal National – Stanser Musiktage

Am zweiten Abend der Stanser Musiktage 2016 standen für mich zwei Bands und eine Sängerin im Mittelpunkt: Hindi Zahra und Tal National, Magreb-Jazz und Tanzgrooves.

Als Hindi Zahra vor rund fünf Jahren auf der internationalen Bühne auftauchte war die Musikwelt hingerissen: Ihr Mix aus Berber-Rhythmen, Chanson und Jazz war frisch und gewagt. Mit ihrem zweiten Album «Homeland» konnte sie an die ersten Erfolge anknüpfen. Dieses Album stand denn auch im Zentrum ihres Konzertes im Kollegium in Stans.

Der Saal war voll, die Leute gespannt und Hindi Zahra liess sie nicht lange zappeln. Man hörte vom ersten Ton weg, dass hier eine Tourband am Werk war, die ihre Sängerin in jeder Hinsicht unterstützte. Die beiden Gitarristen kamen sich nie in die Quere, Schlagzeug und Perkussion legten, unterstützt von einem soliden laid-back-Bass, einen gut durchwobenen Teppich, und Trompeter David Dupuis nutzte jede Gelegenheit, die Melodie in jazzige Gefilde zu führen.

Hindi Zahra auf der Bühne ist waghalsiger als es die CD erwarten liesse. Die Songs haben etwas mehr Druck bekommen. Die sehnsüchtigen, schmelzenden Balladen sind da, doch um einige Verzierungen reicher. Zahra setzt sogar Imik Si Mik aus der letzten Produktion «Homemade» – eine Nummer die sie sicher schon hunderte Male gesungen hatte –  in den Sand, verheddert sich in ihren eigenen Worten, bricht ab, und beginnt den Song erneut – symphatisch und offen. Ein Konzert mit Nachhall!

Niger – nicht Nigeria!

Im Engel standen Tal National auf der Bühne. Fünf Musiker aus einem Pool von bis zu 20 Mitstreitern rund um Mastermind und Gitarrist Hamadal Moumine «Le Juge» Issoufou . Der Niger ist ein viel-Völker-Staat und jedes Mitglied dieser Truppe entstammt einer anderen Ethnie. Tal National hat ein Ziel: Integration durch Musik, tanzen statt marschieren. In ihrer Heimat sind sie sowas wie der musikalische Kitt zwischen den Ethnien. Ihre Melodien stammen aus allen Ecken des Landes, allen Volksgruppen und werden zu einem eigenen Afrobeat-High-Life-Soukous-Songhay-Rock-Gebräu zusammen gemischt.

Ein reguläres Tal National-Konzert dauert gerne fünf oder sechs Stunden. Kein Wunder, war in Stans gerade mal der Motor warm gelaufen als das Konzert auch schon wieder fertig war. Das Stanser Publikum zeigte sich eher von der tänzelnden als der tanzenden Seite. Das Tal-National-Virus hat angesteckt, die Tanzfreude war aber nicht ganz ausgebrochen. Trotzdem: glückliche Gesichter auf der Bühne und im Saal.

Mehr über die restlichen drei Konzerttage gibt’s auf der Programmseite der Stanser Musiktage.

Der Rückblick vom ersten Konzertabend am Dienstag ist hier.

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