Melodien wanderten früher weiter. Heute hört man dasselbe Lied auf dem ganzen Globus – in derselben Interpretation, vom selben Tonträger. Früher waren die Musiker diese Tonträger, im wahrsten Sinn des Wortes. Diese Produktion ist auch eine Verbeugung vor den alten Tonträgern.
[audio:2011/06/gel-gel-.mp3,2011/06/pare-ta-hnaria.mp3,2011/06/ta-ziliarika.mp3|titles=Gel Gel Kayikci, Pare Ta Hnaria Mou, Ta Ziliarika Sou Matia] Gel Gel Kayikci, Pare Ta Hnaria Mou, Ta Ziliarika Sou Matia
Ein Mitspieler dieser Produktion muss noch dringend genannt werden: das Meer, genauer die Ägäis. Diese CD bringt Melodien, welche in den Ländern um diesen Teil des Mittelmeers und auf allen Inseln bekannt sind. Aber jeder kennt diese Melodien leicht anders, entsprechend der Genauigkeit und des Erinnerungsvermögens der alten „Tonträger“. Das griechische Rembetiko-Trio Chios und der türkische Ausnahme-Klarinettist Hüsnü Senlendirici begegneten sich an einem Konzert. Chios luden Senlendirici auf die Bühne, und sie merkten bald, dass das Liederbuch der Ägäis eine reichhaltige, gemeinsame Melodienschatztruhe war.
Bei solchen Liederbüchern ist oft kaum mehr feststellbar, woher das «Original» stammt. Das Originalste an diesen Melodien ist wohl, dass sie die Kraft zum überdauern haben. Die CD mit 15 Lieder dieses Liederbuchs liefert die Anweisung für den Genuss des Albums gleich mit: Lade Freunde ein, deck den Tisch, stoss an, lass die Musik klingen und geniesse den Moment. Die Interpretation hat etwas Eigenes, Vorsichtiges: Respekt vor den langlebigen Liedern und gleichzeitig Lust auf eine entstaubte Neuinterpretation. Und etwas Pathos darf sein.
Die Lieder dieses ägäischen Liederbuchs sind mit einer Ehrlichkeit interpretiert, die frei ist von Kitsch. Und sie wecken Sehnsucht nach dem Süden.
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