Huun-Huur-Tu haben Ende des letzten Jahrhunderts die Kehlkopf-Gesangs-Techniken der mongolischen Völker im Westen bekannt gemacht.
Gegründet wurde Huun-Huur-Tu 1992 in Kysyl, der Hauptstadt der autonomen, russischen Republik Tuwa. Drei der Gründungsmitglieder: Kaigal-ool Khovalyg, Sayan Bapa und Alexander Bapa, hatten es satt, in staatlich organisierten Folklore-Truppen zu spielen. Denn obwohl Tuwa offiziell eine autonome Republik ist, wurde das Alltagsleben doch von der russischen Bevölkerung, resp. Kultur beherrscht. Als viertes Mitglied kam Albert Kuvezin dazu. Der verliess die Truppe nach der ersten CD und entwickelte unter dem Bandnamen Yat-Kha eine rockige Version der tuwinischen Musik.
Huun-Huur-Tu nennen die Bewohner von Tuwa ihre weiten Grasebenen, und den wechselnden Lichtspielen am Horizont. Sayan Bapa wird im Booklet der ersten CD «60 Horses in my Herd» so zitiert:
Unsere Musik ist in der Landschaft verwurzelt. Auch in den Lichtbrechungen am Horizont bei Sonnenauf- und Untergang. Denn so wie das Licht am Horizont regenbogenartig gebrochen wird arrangieren wir wir unsere Interpretationen, wir schichten unsere Töne.
Der musikalische Grundklang der Truppe besteht aus dem leicht klagenden Ton der Pferdekopfgeige, und vor allem in den verschiedenen Techniken des Kehlkopf-Gesangs. Von Anfang an war HuunHuur-Tu kein traditionelles Ensemble, obschon die Interpreten sich sehr für das Sammeln und den Erhalt des traditionellen Liederbuchs einsetzen. Ein mehrstimmiges Ensemble war in der Tradition Tuwas nicht vorgesehen, dort standen Einzelinterpreten im Fokus.
Im Verlauf ihrer Karriere – die vor allem im Westen stattfand! – unternahmen Huun-Huur-Tu immer wieder musikalische Experimente. Oder liessen sich zumindest dazu überreden. So erschien bereits 2002 eine Remix-CD von deutschen und französischen DJ/Produzenten. Die Klangwelt der traditionellen Instrumente und Stimm-Arrangements wurde über die Jahre immer mehr zum Spielball von unterschiedlichen Produzenten – was die Musik nicht immer bereicherte.
Diskografie (Auszug)
1993: 60 horses in my Herd
2002: Spirits From Tuva
2004: Altai Sayan Tandy Uula, feat. Andrey Samsonov
2008: Mother Earth! Father Sky! feat. Sainkho Namtchylak
2010: Ancestors Call
2024: Dreamers In The Field, feat. Carmen Rizzo, Dhani Harrison
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