Idan Raichel hatte sich für seinen internationalen Zweitling wohl zu viel vorgenommen – er ist in (und mit) der Produktionstechnik untergegangen.
Als vor rund einem Jahr die Welt auf das Idan Raichel Project aufmerksam wurde, konnte der junge Israeli aus dem Vollen schöpfen: Die internationale Veröffentlichung war ein „Best of“-Album seiner beiden in Israel bereits erschienenen Hit-Alben. Und sein Konzept überzeugt: Musiker aus der Grossregionen Naher Osten und dem nördlichen Afrika musizieren und produzieren gemeinsam. Das „zusammen“ war die ausschlaggebende Komponente, Respekt und Verständnis gegenüber anderen Kulturen die Grundlage des Erfolgs.
Das aktuelle Album lädt auch Musiker aus aller Welt ein. So textet und singt Mayra Andrade von den Kapverden, oder Marta Gómez aus New York, resp.Kolumbien. Die Musikerliste ist sehr umfangreich, bis hin zu einer vollen Streicherformation. Doch im Vergleich zum Vorgängeralbum scheint «Within my Walls» eine gemeinsame Produktion von Idan mit Gilad Shmueli zu sein. Die beiden Multi-Instrumentalisten und Produzenten hatten am Schluss wohl zu wenig Abstand zu ihrem Produkt: Die Melodien driften in Richtung Schlager, die Arrangements werden zur Sauce, die Songs wirken gewöhnlich. Die Texte beschäftigen sich viel mit Verlust, mit Trennung, sind melancholisch, ohne dass die Emotionen aber wirklich transportiert werden.
Das Album wurde in Israel bereits im Herbst veröffentlich – und gefeiert. Ich bezweifle jedoch, dass dieses Album auch ausserhalb seiner Heimat ein Erfolg wird. Die Songs sind zu süss, zu austauschbar.
- Chalomot Shel Acherim [audio:2009/03/chalomot.mp3]
- Shev [audio:2009/03/shev.mp3]
- Cada Dia feat. Marta Gómez [audio:2009/03/cada-dia.mp3]
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