Die vier Musiker Jean-Guihen Queyras, Sokratis Sinopoulos, Bijan Chemirani und Keyvan Chmirani versuchen einen musikalischen Brückenschlag zwischen Ost und West der etwas anderen Art.
Musik ist schon immer gereist, und Musiker ebenso. In der modernen Hochmusik wird seit Jahrzehnten die Umgehung der im westlichen Hörraum gebräuchlichen klassischen Tonsysteme gepflegt. Man muss sich dabei nicht auf Arnold Schönberg und seine 12-Ton-Technik berufen. Beim Aufbrechen der Hörgewohnheiten haben die Tonsysteme des Nahen und Fernen Orients schon immer eine grosse Rolle gespeilt.
Cellist Jean-Guihen Queyras ist zwischen Bach und Boulez zuhause. In Zusammenarbeit mit dem renommierten Ensemble Intercontemporain wuchs er in die Welt der mikrotonalen Skalen hinein. Für dieses Projekt lud er seine Kindheitsfreunde Bijan und Keyvan Chemirani ein. Zum Trio stiess dann noch der Lyra-Virtuose Sokratis Sinopoulos. Die Absicht Queyras war es, die harmonischen und rhythmischen Verwandtschaften zwischen Ost und West neu zu interpretieren. Gleichzeitig aber auch eine Zeitreise einzubauen, die von den Thrakern der vorchristlichen Welt bis zu den Komponisten der Neuzeit reicht.
In jenen Stücken, die aus der musikalische Tradition der Ägäis stammen, oder in den Perkussion-Improvisationen der Gebrüder Chemirani gelingt der Spagat zwischen den Zeiten und den Traditionen mehrheitlich. Dazwischen wirken die Kompositionen von Witold Lutoslawski und Jörg Widmann hingegen wie verkopfte Klangsperren. Ich persönlich habe Mühe mit Musik, zu der ich nur intellektuell einen Zugang erfinden kann, die mich emotional aber kalt lässt oder gar aussperrt.
Diese CD bringt teilweise Weltmusik im allgemein verständlichen Sinne. Man muss aber eine rechte Portion musikalisches Bildungsbürgertum mitbringen, um die Aufnahme als Gesamtwerk zu mögen.
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