Wenn es darum geht, der Folk-Musik in England den Staub aus den Songs zu klopfen, dann ist Jim Moray an vorderster Front mit dabei. Er hat sich nicht vorgedrängelt, die Musik hat ihn geschubst.
Jim Moray ist familiär vorbelastet – seine Eltern lernten sich in einem Folk-Club kennen. Von sich selber behauptet er, dass er eigentlich nichts wirklich gut könne. Ausser Musik machen. Selbst wenn er auch das gleich wieder relativieren würde, schliesslich sei er ein schlechter Schüler gewwesen. Aber er hat die Musik im Blut. Und das haben im vergangenen Jahr auch sämtliche Kritiker und das Publikum bemerkt. 2008 hat er mit «Low Culture» so ziemlich alle Preise abgeholt, die man in englischen Folk-Kreisen holen kann: Von Mojo über BBC2 Folk Award Nomination bis zum fRoots Album des Jahres.
«Interessant sein»
Jim Moray ist ein Meister der Interpretation, der Instrumentierung und der Produktion. Es war für ihn kein Stilbruch, Rapper Bubbz in der traditionellen Mörderballade «Lucy Wan» auftreten zu lassen. Sein Kommentar hierzu: «Einige meinten, das sei radikal. Ich wollte aber nicht radikal sein, sondern interessant.» Dann wieder macht er aus dem alten XTC-Hit «All you pretty girls» den Matrosenkneipen-Schenkelklatscher par excellence. Die mehrheitlich traditionellen Songs interpretiert er mit so natürlichem Charme und Können, dass es den Geschichten von Fernweh, ungerechten Todesstrafen und mörderischen Lügen egal ist, dass sie schon vor Jahrzehnten, Jahrhunderten geschrieben wurden – sie tönen immer noch frisch und spannend.
Für Leute, die normalerweise mit Folk nichts am Hut haben: hören sie mal in diese Produktion. Das Album braucht zwei, drei Durchläufe, dann wollen sie es so schnell nicht wieder weglegen.
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