Über die neu belebte Folk-Szene der britischen Insel wurde auf diesen Seiten schon mehrmals berichtet. Zu entdecken gibt es diesmal Josienne Clarke und Ben Walker – sie wissen nicht mal selber ob es Folk ist, was sie da machen.
Der erste Song tönt aus den Lautsprechern und scheint ein Vorurteil festigen zu wollen: Englische Folksongs sind traurige Balladen mit Gitarren- oder Geigenbegleitung. Dann übernehmen die Streicher den Song, und führen neben der Melodie ein konzertantes Zweitleben. Die Stimme von Josienne Clarke ist glockenklar, unaufdringlich, von Ben Walker zuweilen in derselben Stimmlage unterstützt. Die Songs bleiben balladesk, doch die Arrangements wechseln.
Das Repertoire ist eine Mischung zwischen vertrauten Melodien und neuen Kompositionen. Auffallend die Verschiedenheit der Klänge: Ein Blockflöten-Ensemble bestimmt den einen Song, dann wieder mischen sich eine Trompete, und etwas später ein Saxophon ein. Die Stimmen werden in Mehrfach-Spuren übereinander gelegt, Studio-Technik im analogen Sinn eingesetzt, leise und laut gut ausbalanciert. Vieles tönt nach suchen, tüfteln, ausprobieren, Klangfarben entwickeln. Im Interview mit dem englischen Folk-Blatt fRoots sagt Josienne Clarke denn auch:
I don’t know if I’ve ever been a real folk singer. I might just have been a singer-songwriter that sang folk songs.
Je länger die Produktion im Player dreht umso besser wird verständlich, warum das Duo Clarke & Walker auf eine wachsende Fangemeinde zählen kann. Wer stille Balladen in wechselnden Soundkleidern mag – das ist die angesagte UK-Produktion.
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