Die erste Soloscheibe von Juanita Euka hat zwei Gesichter: das eine zeigt, wie talentiert die Sängerin ist, das andere, dass sie auf (zu) vielen Hochzeiten tanzt.
Jeder Song ist für die Sängerin Juanita Euka ein neues Kleid, hat ein anderes Parfum. Das hat auch mit ihrer eigenen Biografie zu tun. Die ersten zwei Lebensjahre wuchs sie in Kinshasa auf. Ein Cousin ihres Vaters war Franco Luambo, der mit seiner O.K.Jazz-Band die Musik von Zaire in den drei Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts massgebend prägte. Die nächste Station war Buenos Aires, ein längerer Abstecher nach Belgien, und schlussendlich, knapp 20jährig, England. Auf diesem Weg waren Gesang und Tanz die wichtigsten Wegbegleiter.
Die erste Stufe ihrer professionellen Gesangskarriere war Wara, die afrokubanische Truppe von Eliane Correa. Den nächsten Schub gab es mit dem London Afrobeat Collective und der Scheibe «Humans». Juanita Euka tanzte in der Folge erfolgreich mit einem Fuss in der Latin-, mit dem anderen in der Afro-Jazz Szene Londons. Anfangs des Jahrzehnts begann die Arbeit an der ersten Soloscheibe. Mitstreiter dabei der Produzent und Multiinstrumentalist Greg Sanders, den sie bei der Arbeit mit Wara kennen gelernt hatte.
Vielfalt, aber …
Das Dilemma – wenn es denn eines ist – dieser ersten Soloscheibe der Komponistin und Sängerin Juanita Euka ist ihre Vielseitigkeit. Denn so klingt auch die Produktion: Sie beginnt mit Latin-Funk, fällt in eine Disco-Nummer, in eine Salsa-Komposition, eine akustische Freiheits-Hymne, nimmt westafrikanische Grooves auf, Jazziges aus der George-Benson-Schule ist da, und das alles in Englisch, Spanisch, Französisch oder Lingala, einer der vier Landessprachen der kongolesischen Republik.
Die Groove-Vielfalt ist (fast etwas zu) sauber produziert, kommt grossstädtisch geschliffen daher. Die Stilvielfalt der Produktion ist ihr Stolperstein. Ja, die Euka kann singen, doch wohin will sie mit ihren Songs? Den einen wird sie zu vielseitig sein, den anderen zu gestylt.
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