Khaled – Liberté

khaled-liberte-gsKhaled hat die Pop-Routine abgeschüttelt und sich auf seine Wurzeln besonnen. «Liberté» ist das seit langem stärkste Album des Raï-Stars.

In einem grossen Interview mit dem Westschweizer Magazin «Vibrations» meint Khaled, er habe sich schon lange mit diesem Album beschäftigt, aber immer Angst gehabt, es auch wirklich zu produzieren: «Je me suis dit que les Européens n’étaient pas prêts pour ce genre de musique.» Der Erfolg dieser Scheibe wird Khaled zeigen, dass seine ZuhörerInnen zu viel mehr bereit sind, als sich der Künstler vorstellte. Die Produktion ist eine Zeitreise zurück zu den Ursprüngen von Khaled, so wie wir ihn in Europa kennen gelernt haben. Es hat die Ehrlichkeit und die Verletzlichkeit von «Khaled» aus dem Jahre 1992.

«Ich wollte die Atmosphäre der wilden Entstehungsjahre des RaÏ wieder entdecken», meint Khaled. Das hat er in der Tat: seine Stimme strahlt, er baut auf die Lieder, nicht in erster Linie auf die die Grooves. Er erlaubt sich sogar Gesang-Intros zu einzelne Songs – etwas was die Plattenindustrie ganz verboten hatte, von wegen „nicht kompatibel mit den Hörgewohnheiten der Konsumenten“. Und er nimmt Songs seiner Vorbilder Blaoui Houari und Ahmed Wahby ins Repertoire auf, schreibt ein Dankeslied an seine marokkanischen „Lehrer“, die Gnaoui.

Zusammen mit seinem Produzenten Martin Meissonnier lässt Khaled oft den akustischen Instrumenten den Vortritt, bringt ein arabisches Streichorchester ins Spiel, lässt die Stimme wieder frei. So wird «Liberté» ein viel moderneres Album, als es die sauberen Studioproduktionen der letzten Jahre waren. Ein Ausreisser ist der letzte Songs des Albums, seine Zusammenarbeit mit dem Magic System – eine hochquantisierte Popnummer.

Khaled argumentierte, dass die Europäer noch nicht für diese Art von Musik bereit wären – er hat sich wohl sehr getäuscht: Europa wartete sehnlichst auf ein solches Album des Königs des Raï!

Rating: ★★★★½ 

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