Aus diesem Album werde ich nicht schlau: Ist es echter Ausdruck, oder ist es für uns Westler «gemacht»? An der Produktion kann man nichts aussetzen, ausser dass sie eben diese Frage nicht beantworten will oder kann.
Kimi Djabaté hat die (erzwungene?) Nomadenseele seiner Vorfahren geerbt. Die kamen aus dem fernen Mali, liessen sich in der Gegend von Tabato nieder, weil der König von Guinea-Bissau ihre Musik so liebte. Kimi seinerseits hat seine Heimat verlassen und sich in Lissabon niedergelassen. Er stammt aus einer Griot-Familie, hatte also seine Lehrjahre auf den Instrumenten und in den traditionellen Geschichten auf die klassische Art erlebt.
Die CD hat vier Monate auf meinem Stapel gelegen: Ich werde nicht schlau aus ihr. Es stimmt vieles: Singen kann er, die Produktion ist tonmässig sauber, die Instrumente perlen, aber den Songs fehlt die Seele, der Schub. Nicht missverstehen: Auch langsame Balladen haben Schub, das ist keine Frage des Tempos! Aber alles ist irgendwie «nett», plätschernd, unfreudig, hergestellt.
Es tönt nach Exotik, aber nur nach jener, die man dem mittelständigen Reiseprospekt entnimmt, wenn man den diffusen Ausdruck «Afrika» liest. Ich glaube nicht, dass es genügt Afrika zu besingen, um ein afrikanischer Musiker zu sein. Nichts desto trotz: In den Jahres-Charts 2009 der europäischen Radiojournalisten taucht das Album auf Platz 15 auf.
Machen Sie sich bitte selber ein Bild von dieser Produktion – ich bin unschlüssig, und gebe keine Bewertung.
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