Wenn die Nabelschnur in die ehemalige Heimat digitalisiert wird, Gegenwart sich in die Erinnerung einmischt, entstehen Sound-Landschaften wie diese.
Die Bandmitglieder von La Cherga wurden alle auf die eine oder andere Art von den Balkankriegen in die Flucht getrieben. Mal war es der frühere, grassierende Nationalismus, mal war es die spätere Aggression. Sie kamen irgendwie nach Österreich, wählten Graz als Basis, und bauten dort eine Dub-Variante ihrer eigenen musikalischen Sozialisation. Als Kroaten, Bosnier und Mazedonier brauten sie mit Zutaten aus der Electronica-Clubkultur und jamaikanischer Sehnsucht so was wie eine Erinnerungsschleife in Dub.
Sie nennen es Electro-Roots, leben mit ihren musikalischen Erinnerungen, nutzen diese als Humus, und brauen mit Electronica daraus ihr eigenes Diaspora-Gefühls-Nest. Danceflor-Divas wie die kosovarische Sängerin Irina Karamarković werden ins Studio geladen. Jazz, Loops, Ska-Gitarre, schwermütiges Hängen, hochgetaktete Rhythmusbrüche, R&B, schleppendes bis stichelndes Gebläse – alles wird wird vermengt wie bei den drei Hexen in Macbeth: „When shall we three meet again, in thunder, lightning or in rain“ – und die Antwort ist: „in Balkan-Dub.“
La Cherga ist eine schmunzelnde, etwas ironische Variante von Balkan-Electronica. Nur: Sie wissen was sie tun, denn sie kommen von da, wo andere nur zitieren.
- Fake no more [audio:2009/11/fake-no-more.mp3]
- Muki’s Pub [audio:2009/11/mukis-pub.mp3]
- What a wonderful life [audio:2009/11/what-a-wonderful-life.mp3]
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