Les Amazones d’Afrique – ich las die Interpretinnen-Liste und staunte. So viele grosse Namen. Ich hörte die Scheibe und war ernüchtert bis sauer.
Zuerst die Liste: Nneka, Mouneissa Tandina, Rokia Koné, Mariam Doumbia, Pamela Badjogo, Kandia Kouyaté, Mamani Keita, Angelique Kidjo – wow, dachte ich. Dann las ich, was der Auslöser dieser Produktion war: Die Frauen – die gerade in Afrika die Hauptlast jeglicher Existenz und Entwicklung tragen – setzen sich für die Chancengleichheit und Gleichberechtigung der Geschlechter ein. Damit werde ich sofort ins Boot geholt. Ich lese das Booklet durch und sehe, dass hier Klartext in den Lyrics der Sängerinnen gesprochen wird, die Botschaft ist überdeutlich. Erschienen ist die Scheibe auf dem renommierten Realworld-Label, auch eine gute Adresse.
Dann der Hörtest – und der fällt ernüchternd aus. Ich konsultiere das Booklet. Liam Farell aka Dokor L ist für 90% der Instrumente und die gesamte Produktion zuständig. In meinen Ohren hat er das gute Teil voll in den Sand gesetzt. Die Botschaft und die Stimmen werden erstickt in einem undurchsichtigen Mix von gestapelten Stimmen, Hallfahnen, Soundschnipseln und Dub-Loops.
Was Farrell mit «Mbongwana Star» einigermassen gut gelang, übertreibt er hier völlig – zu Ungunsten der Ladies, und zu Ungunsten der Botschaft. Man suchte vielleicht einen modernen Sound, um die Botschaft auch in jüngere Ohren zu tragen, und endete bei einer digitalen Studioschlacht, bei der ein Mann die Botschaft von neun starken Frauen durch den technischen Fleischwolf dreht. Für mich eine kultur-kolonialistische Selbstüberschätzung und das totale Missverständnis der Grundbotschaft.
Es gibt keine Wertung hier. Die Botschaft ist angekommen, die musikalische Umsetzung sehr fragwürdig.
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