Les Suds à Arles – Tag 2 Rückblende

Maria TerremotoDie Festival-Tage bei Les Suds à Arles haben ihren Rhythmus gefunden: 11.00h das erste Konzert, 12.30h lockere Vorstellung der Künstler des Tages im Park des Espace Van Gogh, 14.30h eine musikalische Siesta, 17.30h erstes Konzert etwas ausserhalb des Zentrums der Stadt, 19.30h Rendez-Vous im Hof des Palastes des Erzbischofs, 21.30h Start des jeweiligen Doppelkonzerte im Amphitheater, ab 23.00h DJs im angesagten Club Crosière, Ende – offen.

Man möge mir verzeihen, dass ich das Vormittagkonzert jeweils schwänze, der Tag wird sonst zu lang. Darum gleich zu Laurent Rigaud.

Sein Instrumentarium: eine Loop-Station, ein kleines Balafon, zwei Hang-Balus, ein kleines Harmonium, viele Flöten, Pfeifen, Rasseln, und eine Ocean-Drum. Die imitiert z.b. das Rauschen des Ozeans. Dann wird Layer auf Layer gelegt, bis der akustische Dschungel hörbar wird und die Melodie sich darin einrichten kann.

Das Publikum geniesst die Siesta, im Schatten, im Liegestuhl. Ein Teil von ihnen wird ab und an durch den Applaus der noch aufmerksamen Mithörerinnen aus dösenden Tagträumen geholt. Die Hitze hier in Arles macht alle zu Schattensuchenden.

Zum ersten Mal wird auch die Stadt-Bühne bespielt. Sie liegt etwas ausserhalb des Zentrums auf einem Quartierplatz. Auftritt für Monsieur Doumani aus Zypern – den regelmässigen Besuchern dieses Blogs sicher ein Begriff.

Die Truppe hat in den letzten Jahren eine klangliche Metamorphose durchgemacht. Von der Folk-Band ist die Entwicklung zum Tribal-Trance-Groove gelungen. Das Publikum tanzt. Nach den ersten vier Songs beginnt das Trio aber mit komplexen, gebrochenen Rhythmen, was das 4/4-sozialisierte Tanzpublikum etwas aus dem Takt bringt.

Gegen Ende holen die Zyprioten mit ausufernden, psychedelischen Instrumentalnummern und geschicktem Mix aus heimatlichem Liederbuch und treibenden Grooves die Tanzenden wieder zurück. Und erhalten viel Applaus.

Etwas ernster und traditionsbewusster geht María Terremoto vor – begleitet von einer fantastischen Truppe: Gitarrist Nono Jero und die beiden Palmas-Virtuosen Manuel Valencia und Manuel Cantarote liefern ein sehr solides, gleichzeitig auch auf jede Phrasierung der Sängerin eingehendes Klang- und Rhythmusgerüst.

Es wird auch gleich klar, warum María Terremoto als eine der grossen Stimmen des klassischen Flamenco gefeiert wird – und das mit erst 23 Jahren. Sie legt die ganze Seele in ihre sichere, tragende Stimme.
Wie ausdrucksstark und stimmgewaltig sie ist wird klar, wenn es die Sängerin nicht mehr hinter dem Mikrofon aushält, wenn sie aufspringt, Verstärkung Verstärkung sein lässt, am Bühnenrand hin und her geht, tanzt, und mit ihrer Stimme allein den Innenhof des Palastes füllt – grosse Klasse, grosse Stimme.

 

Das Amphitheater von Arles ist die Bühne der grossen Namen. Wobei wohl die wenigsten im Publikum die südkoreanische Band ADG7, oder Ak Dan Gwang Chil kennen dürften. Die Band liefern mit ihren traditionellen Instrumenten einen K-Pop-Sound und überlassen die Show ihren drei Frontfrauen.

Es ist viel aufgesetzte Fröhlichkeit und manchmal etwas quietschender Kitsch in diesem Mix. Wer sich die Darbietung vorstellen will: Es klingt nach Manga und Anime-Filmen.

Dann betritt ein alter Bekannter die Bühne: Eliades Ochoa, ein gern gesehener und gehörter Gast hier in Arles. Es ist bereits die dritte Einladung ans Festival. Der Mann mit dem schwarzen Hut spielt sich durch sein riesiges Repertoire aus allen Stilen, die auf Kuba zuhause sind.

Eliades Ochoa

Das Konzert wirkt auf mich etwas sehr routiniert, und wenig inspiriert. Es mag Erinnerungen an die Wiederentdeckung dieses Liederschatzes durch das Buena Vista Social Club Projekt wachrufen. Hier jedoch höre lediglich gutes Handwerk und bekannte Melodien. Professionalität ersetzt Emotion.

Alle Tageszusammenfassungen

Montag, 11. Juli
Dienstag, 12. Juli
Mittwoch, 13. Juli
Donnerstag, 14. Juli
Freitag, 15. Juli
Samstag, 16. Juli

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..