Ein Ladies Day, und ein Diven-Evening bei Les Suds à Arles: das der schnelle Blick zurück. Es gibt aber zu Derya Yildirim, Emel Mathlouthi und Oumou Sangaré schon etwas mehr zu sagen. Zudem gab’s noch eine politisch, resp. Kriegs-Boykott-bedingte Absage.
Doch der Reihe nach, und die beginnt wie immer mittags, am Apéro Découverte: Hier hatten die Anwesenden Gelegenheit, Maqx näher kennen zu lernen. Weil das Duo am Vorabend in der Croisière hinter dem dicht gepackten Publikum einfach verschwunden war.
Zwei Jungs aus aus Arles, Maxime Camelin und Henri Maquet, mischen Dudelsack, oder Cornemuse, wie das Instrument hier unten im Süden heisst, mit Elektronik. Und Tradition mit Party-Laune. Witzig, leicht überdreht, sympathisch.
Einen Vorgeschmack auf das heutige Gratis-Konzert auf der Place Voltaire gab’s ebenfalls. Dort fordern Théodore Lefeuve mit Akkordeon und Beat-Machine, und Nils Kassap mit diversen Klarinetten, zum Tanz. Es klang nach Klezmer-Party, aber die beiden haben mehr drauf.
Bleiben wir auf dem Place Voltaire. Dort hatte gestern Derya Yildirim mit ihrer Grup Simsek ihren Auftritt.
Sie brauchten etwas Anlaufzeit, bis die psychedelischen, anatolischen Klänge beim Publikum ankamen. Als die Truppe auf der Bühne das Tempo etwas hochschraubte, gerieten auch die Tanzbeine im Publikum in Bewegung.
Das Festival geriet auch in die Kriegswirren in der Ukraine. Das französische Konsulat in Moskau verweigerte drei Musikern der Gruppe JRPJEJ die Verlängerung für ihre Visa.
Nur einer, Zaur Nagoev, besass noch ein gültiges Visum für die Ausreise. So vertrat er denn als Solist die russische Gross-Region Kaukasien. Eine Übersetzerin vermittelte die Inhalte der Lieder.
Die traditionellen Folksongs handeln sehr oft von Sagengestalten und mächtigen Helden, von mythischen Ereignissen, oder von Geschehnissen aus den verschiedenen Kriegen gegen Russland (sic!). Die Melodien, begleitet von einer archaischen Lyra, waren eher im Bereich Sprechgesang, klingendes Geschichtsbuch, anzusiedeln.
Der Abend gehörte zwei Diven, die in ihrem Auftritt nicht unterschiedlicher sein könnten. Den Anfang machte Emel Mathlouthi.
Die Sängerin aus Tunesien liebt die grosse Geste, und präsentierte einen Reigen von Songs, die alle weit ausholten, sich in langen Schlaufen entwickelten, und dabei leider auch regelmässig ihre Dynamik verlieren.
Dass Emel nacheinander drei Gastsängerinnen auf die Bühne holte, Laura Cahen, Léonie Pernet und Awa Ly, veränderte zwar visuell das Line-up. Weil aber alle Sängerinnen Lieder von Emel interpretierten, arrangiert als Duette, blieb die getragene, etwas pathetische Klangwelt bestehen.
Ganz anders Oumou Sangaré. Die goldene Stimme von Bamako meinte zwar nach dem ersten Song («Timbuktu»), dass sie heute vor allem ihr aktuelles Album vorstellen wolle. Das stimmte nicht ganz.
Zum Sound: Die Diva hat Freude an der Melange mit Rock gefunden. Was sie in der Produktion von Timbuktu noch umsichtig und mit etwas Zurückhaltung eingesetzt hatte, kam jetzt zum tragen. In der Backline eine «Pariser» Rhythmus-Sektion aus Bass, Schlagzeug und Keyboards, die wohl eher aus der Pop-Musik kommen, aber auch in den afrikanischen Rhythmen zuhause sind.
An der Rampe die Diva, ihre beiden Sängerinnen und der Kamele-Ngoni Spieler Abou Diarra. Und dazwischen der Gitarrist Julien Pestre, der sowohl die Arpeggien aus Bamako spielen kann, ebenso gerne aber die, an Hendrix geschulte, Gitarren-Breitseite spielt. Oumou wusste um die Kraft dieser Kombination und gab Gas!
Ja, es waren schlussendlich nicht nur die Songs aus Timbuktu, sondern auch Songs aus den letzten Alben «Mogoya» und noch ältere, die im Repertoire auftauchten. Mehr Tanz- und Fest-Nummern als Balladen. Die Diva beglückwünschte / entschuldigte sich selber, indem sie meinte: «Ich wusste gar nicht, dass es in Arles so viele Tänzer und Tänzerinnen gibt!»
Die Stimmung war ausgelassen, eine Zugabe wurde rausgeklatscht, und die Diva hüpfte (!) von der Bühne, zu den Klängen ihres Ur-Hits «Yalla».
Heute Abend steht mit Lemma, Sofiane Saidi und Acid Arab eine Magreb-Party auf dem Programm – sie musste wegen der extremen Hitze von der ursprünglich vorgesehenen Industriehalle ins Freie, ins Amphitheater verlegt werden. Ein bisschen Wind tut immer gut in dieser Gluthitze.
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