«Rehbraune Blätter» betiteln Lo’Jo ihr neues Werk. Es ist ein Album mit Melancholie, mit einem leisen Lächeln. Vertonte Gedichte, gemalte Harmonien.
Die Musik von Lo’Jo zu beschreiben ist schier unmöglich, und doch, oder gerade deshalb, sind sie unverwechselbar. Der Patron, der Poet, Denis Péan, drechselt und schnitzt seine Zeilen so bilderreich, dass seine gesungenen und gesprochenen Texte im Kopf des Zuhörenden zu Bildern werden. Ich fragte ihn bei einem unserer letzten Treffen, ob dies gewollt sei:
Ich habe meine Musik immer so definiert. Wie impressionistische Pinselstriche. Es ist, als wären wir Maler, keine Porträtmaler, sondern etwas Abstrakteres. Ein großer Bereich von Blau, ein kleiner Hauch von Rot hinter dem Blau, und dann dieses Rot, das sich vorwärts bewegt, das Blau, das verschwindet. Eine Malerei in Bewegung.
Die sirenenhaften Doppelmelodien der beiden Schwestern Yamina und Nadia Nid el Mourid: leicht schabende Harmonien und Dissonanzen, lockend, manchmal fast etwas surreal. Die Geige von Richard Bourreau setzt klare Linien und Striche. Dazu Klavier, Melodica, Kora, Perkussion – Baptiste Brondy für einmal sehr sanft, im Gegensatz zu seiner Arbeit bei Delgres –, vieles mehr gehaucht als fest angeschlagen. Gesungen wird mehrsprachig, die Worte und Töne werden zu Farben und Gerüchen.
Zudem Gäste: Der alte Wegbegleiter René Lacaille hat sein Akkordeon mitgebracht. Jupiter Bokodji oder Melissa Laveaux rezitieren Texte, raunen, lispeln, rascheln mit Worten. Selten schälen sich aus dem poetischen Wortgeflecht so klare Aussagen, wie in «Peu de Chose»:
… der Mensch täuscht vor
sich für stärker als den Wind zu haltender Mensch ist wenig, mein Freund
er betrügt und missversteht
verbrennt sich und bereut
…
wenn er am Abend Zufall ist, ist er am Morgen Schicksal
doch einige Male fliegt er
…
mit dem Mund formt er Perlen
mit seiner Hand tanzt er
Das ist nicht Resignation, es sind Beobachtungen von wachen Augen, mit flinker Hand ins Notizheft geschrieben. Und später in Tönen gemalt.
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